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PRO & Contra: Sollen Fahrräder gekennzeichnet werden?

Sie fahren bei Rot über Ampeln, zwingen Auto- und Motorradfahrer nach riskanten Manövern zu Vollbremsungen, drängen Fußgänger ab, tauchen nachts ohne Licht unversehens vor einem auf und zeigen auch noch frech den erhobenen Mittelfinger, wenn sie in falscher Fahrtrichtung rasen und dreist die Vorfahrt nehmen: rücksichtslose Radfahrer, für die offenbar keine Verkehrsregeln gelten. Aber ohne Kennzeichen kann man diesen gemeingefährlichen Rüpeln nichts anhaben.

Von Sabine Beikler

Sie fahren bei Rot über Ampeln, zwingen Auto- und Motorradfahrer nach riskanten Manövern zu Vollbremsungen, drängen Fußgänger ab, tauchen nachts ohne Licht unversehens vor einem auf und zeigen auch noch frech den erhobenen Mittelfinger, wenn sie in falscher Fahrtrichtung rasen und dreist die Vorfahrt nehmen: rücksichtslose Radfahrer, für die offenbar keine Verkehrsregeln gelten. Aber ohne Kennzeichen kann man diesen gemeingefährlichen Rüpeln nichts anhaben. Das Argument, der Verwaltungsaufwand für eine Kennzeichnung der Räder sei zu aufwendig, ist an den Haaren herbeigezogen. Die Schweiz macht es vor: Dort gibt es seit langem die Kennzeichenpflicht. Warum sollte ein Radfahrer anders als ein Autofahrer behandelt werden? Laut Straßenverkehrsordnung gilt er als Fahrzeugführer und kann Punkte sammeln, selbst wenn er keinen Führerschein hat. Dass Auto- und Motorradfahrer auf schwächere Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen müssen, versteht sich von selbst. Seit 2002 gilt außerdem das Schadensrechtsänderungsgesetz: Demnach haften Autofahrer in der Regel für Schäden bei Unfällen mit Radfahrern. Gefallen lassen muss man sich das vorsätzliche Verhalten radelnder Verkehrsrowdies aber nicht. Nötigung kann angezeigt werden. Nur braucht man dafür das Kennzeichen. Sabine Beikler

Wenn man alle Arbeitslosen auf einen Schlag von der Straße bekommen möchte – dann führt man die Kennzeichnungspflicht für Fahrräder ein. Jeder zweite Bundesbürger fährt Rad, schätzungsweise 75 Millionen Räder soll es geben, also weit mehr als Autos. Eine Registrierung wäre eine bürokratische Monsteraufgabe, mit nur einem Nutzen: Hinterher wüssten wir exakt, wie viele Fahrräder in Deutschlands Kellern stehen (aber nur, wenn die Fahrradfahnder ebenso dreist agieren wie die von der GEZ).

Weiteren Nutzen wird es nicht geben. Wenn die Polizei einen Radler sieht, der wie die wilde Sau fährt, kann sie ihn anhalten. Wenn sie ihn nicht sieht (oder nicht sehen will), dann nutzt auch die schönste Plakette nichts.

Wer den Verkehr sicherer machen will, wer die Zahl der Toten senken will, der muss den Verkehr langsamer machen. Raser töten, und auch Lastwagenfahrer töten, denen eine Sekunde Zeitgewinn wichtiger ist, als der Blick in den Rückspiegel beim Abbiegen. Tödlich können auch schlechte Radwege sein, die gebaut wurden, als Berlin von der autogerechten Stadt träumte. Wenn man Zeit und Geld investieren möchte, dann bitte in die Entschärfung von Konfliktpunkten. Davon gibt es fast so viele wie Fahrräder und Fußgänger. Jörn Hasselmann

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