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Berlin: Problem-Schulen: Kleinere Klassen gefordert

Mit einer Art Hilfeschrei wendet sich Neuköllns Schulstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) jetzt an seine Genossen anlässlich ihres Bildungsparteitags am 7. April.

Mit einer Art Hilfeschrei wendet sich Neuköllns Schulstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) jetzt an seine Genossen anlässlich ihres Bildungsparteitags am 7. April. Der ehemalige Landesschulamtsleiter fordert eine deutliche Absenkung der Klassenstärken, mehr Betreuungsangebote und eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung in sozial schwachen Stadtgebieten und in Schulen mit hohem Ausländeranteil. Für den Antrag, der dem Tagesspiegel vorliegt, bekommt er Beifall aus den eigenen Reihen, aber auch von Seiten der CDU. Außerdem fordert Schimmang die Auflösung des Landesschulamtes, um die "Personalsteuerung" zu verbessern.

"Mir steht es bis oben", fasst Schimmang die Probleme in vielen Schulen zusammen. "Noch in dieser Legislaturperiode" müssten die Klassenfrequenzen an Grund- und Oberschulen, die bisher bei bis zu 29 beziehungsweise bis zu 34 Kindern liegen, gesenkt werden. Dabei seien die Schulen mit einem hohen Anteil ausländischer Schüler "vorrangig" zu berücksichtigen. Die bisher genehmigten 1100 Stellen für den Bereich "Deutsch als Zweitsprache" reichten nicht.

Aber nicht nur die Sprachproblematik macht dem Sprecher der SPD-Bildungsstadträte Sorgen. Es sind generell die "sozial schwachen Gebiete", um die er bangt. Es sei "schlichtweg furchtbar", wie Kinder in der Schule abgeliefert würden. Viele könnten weder mit Stiften und Schere umgehen noch mit Messer und Gabel essen. Auch die Kitas hätten offenbar nicht mehr die Kraft, diese Art von Defiziten auszugleichen. Deshalb müssten in sozial schwachen Gebieten auch die Betreuungszeiten der Schulen ausgeweitet werden.

Schimmang berichtet, dass sein Kollege in Tempelhof-Schöneberg, Ekkehard Band (SPD), bereits Unterstützung für seinen Antrag avisiert habe. Aber auch der Bildungsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Andreas Statzkowski (CDU), fände es richtig, Schulen je nach Bedarf unterschiedlich mit Personalmitteln auszustatten. Er begründet dies damit, dass sich insbesondere die Probleme an Schulen mit hoher Ausländerrate verstärkten. Ähnlich wie in Wedding oder Kreuzberg gebe es inzwischen auch in Charlottenburg etliche Schulen, die von leistungsbewussten Eltern regelrecht gemieden würden. Dadurch werde die Lage in den "problematischen Gebieten noch schlimmer". Auch in Sachen Landesschulamt unterstützt Statzkowski seinen Neuköllner Kollegen. Wenn man die Verwaltungsreform ernst nehme, sei es nur folgerichtig, Kompetenzen auf die Bezirke zu verlagern.

Die Personalsteuerung für 1000 Schulen sei zentral "äußerst schwierig", begründet Schimmang seinen Appell zur Auflösung des Amtes, dem er selbst zwei Jahre lang vorstand. Zudem müssten Schulen und Eltern einen politisch verantwortlichen Ansprechpartner und Entscheider vor Ort haben, also den Stadtrat. Zwar habe das Landesschulamt seine Berechtigung gehabt, um innerhalb Berlins ein "einheitliches Schulsystem mit einheitlicher Rechtsanwendung" zu schaffen. Dies sei zehn Jahre nach der Wende aber abgeschlossen. Schulsenator Klaus Böger (SPD) hingegen will am Landesschulamt festhalten. Gerade im Hinblick auf den absehbaren Lehrermangel sei eine zentrale Steuerung notwendig, so sein Sprecher Thomas John. Sympathien hegt er für eine Herabsetzung der Klassenfrequenzen, weist aber auf die "Finanzfrage" hin. Schimmang schwebt vor, die kleineren Klassen könne man quasi durch den Schülerrückgang "bezahlen", da er Lehrerstellen freisetze. John gibt allerdings zu bedenken, dass da erst noch die Koalition ihr Okay geben müsse.

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