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Wir bauen uns eine neue Schule: An der Refik-Veseli-Schule in Kreuzberg hat das geklappt: Die Nachfrage steigt.

© Mike Wolff

Probleme an Berliner Schulen: An den Brennpunktschulen tut sich was

Die Bilanz des „Turnaround“-Programms für zehn Berliner Brennpunktschulen ist positiv. Nicht alle Schulen sind gleich weit gekommen.

Kann man Schulen, an denen so gut wie nichts mehr funktioniert, an denen die Lehrer resigniert haben und die Schüler perspektivlos bleiben – kann man solche Schulen innerhalb weniger Jahre zu guten Schulen machen? Genau das wollte die Robert-Bosch-Stiftung mit ihrem Programm „School Turnaround“ schaffen, das vor vier Jahren in Zusammenarbeit mit der Senatsbildungsverwaltung an zehn Berliner Brennpunktschulen gestartet wurde. Jetzt wurde das Projekt abgeschlossen. Die Bilanz fällt eindeutig positiv aus. „Alle Schulen haben sich in relevanten Bereichen verbessert, alle haben sich mutig auf den Weg gemacht“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

Lernziel: Management- und Teamstrukturen

Sieben Integrierte Sekundarschulen und drei Grundschulen waren bei dem Programm dabei, für das knapp zwei Millionen Euro zur Verfügung standen: Die Ernst-Reuter-Schule und die Hedwig-Dohm-Schule in Mitte, die Refik-Veseli-Schule, die Albrecht-von-Graefe- Schule und die Hector-Peterson-Schule in Kreuzberg, die Gustav-Langenscheidt-Schule in Schöneberg, die Kepler-Schule und die Silberstein-Schule in Neukölln sowie die Peter-Pan-Grundschule und die Bücherwurm-Schule am Weiher in Marzahn-Hellersdorf.

Jede Schule bekam einen Prozessbegleiter zur Seite gestellt, dabei handelte es sich um erfahrene Schulpraktiker und ehemalige Schulleiter. An neun der zehn Schulen wurden die Schulleitungen neu besetzt, oftmals waren diese Stellen zuvor lange vakant. Der Aufbau von guten Management- und Teamstrukturen war auch an den meisten Schulen einer der wichtigsten Entwicklungsschritte.

Das Projekt trägt Früchte

Nicht alle Schulen sind gleich weit gekommen. Ein Musterbeispiel ist die Refik-Veseli-Schule in Kreuzberg. Sie hat mittlerweile mehr Anmeldungen als Plätze, die Schwänzerquote wurde halbiert und die Zahl der Schüler, die die Schule pro Jahr ohne Abschluss verlassen, sank von 18 auf acht. Auch die Albrecht-von-Graefe-Schule in Kreuzberg hat viel Positives zu berichten. „Noch 2013 hatten wir nur 17 Anmeldungen für die siebten Klassen, jetzt sind es 69“, sagt Schulleiter Guido Schulz.

Eine gute Entwicklung gibt es auch bei der Gustav-Langenscheidt-Schule in Schöneberg. Rund 50 Prozent der Schüler hätten 2016 einen Mittleren Schulabschluss (MSA) oder sogar einen MSA plus erreicht, könnten also in eine gymnasiale Oberstufe wechseln, berichtet Schulleiterin Sandra Kozelnik. Am Turnaround-Programm schätzt sie den kundigen Berater, der sie als „kritischer Freund“ begleitet habe. Zudem habe das Turnaround-Geld – 17.500 Euro – geholfen, einen Schulgarten anzulegen und gemeinsame Schulkleidung anzuschaffen.

Bescheidene Fortschritte sieht man dagegen an der Ernst-Reuter-Schule in Gesundbrunnen. Zwar ist durch eine neue Schulleitung eine Aufbruchstimmung entstanden, aber die Schule hat, wie berichtet, ein massives Gewaltproblem.

Die Bosch-Stiftung will die Ergebnisse nun auswerten und die Erkenntnisse an andere Schulen weitergegeben. Das Projekt zeige, dass Veränderung möglich sei, sagte die SPD-Bildungspolitikerin Maja Lasic. „Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Schulen in schwieriger Lage über mehrere Jahre hin Begleitung brauchen.“

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