zum Hauptinhalt

Berlin: Problemkiez im Rampenlicht

Das Musical „Straßenkinder“ gewann den ersten Neuköllner Schultheaterpreis

Ein Theaterstück ohne Vorlage und Drehbuch, ein Stück, das nur in den Köpfen von 44 Schülern und ihren zwei Lehrern existiert, hat gestern den erstmals verliehenen Schultheaterpreis „Neuköllner Globus“ gewonnen. Unter rund 20 Bewerbern setzte sich die Konrad-Agahd-Grundschule mit ihrem selbst erdachten Musical „Straßenkinder“ durch. Weitere Preise gingen an die Schliemann-, Peter-Petersen-, Karl-Weise-, Karlsgarten- und Elbe-Grundschule. Ausgelobt wurde der Preis von der Bürgerstiftung Neukölln, die damit die besondere Bedeutung des Theaterspiels für die sprachliche Entwicklung und das Selbstbewusstsein von Kindern in sozialen Brennpunkten würdigen will. Alle Neuköllner Grundschulen waren aufgerufen, sich mit Stücken einzubringen, die möglichst viel von den Problemen und Möglichkeiten ihrer multiethnischen Kieze widerspiegeln sollten.

Dies war der Konrad-Agahd-Grundschule besonders gelungen. Angeregt durch einen im Deutschunterricht besprochenen Zeitungsartikel über südamerikanische Straßenkinder hatte die Klasse 6b ein ganz eigenes Theaterstück über Probleme mit trinkenden Vätern, unterdrückten Müttern, herumlungernden Jugendgruppen, Drogen und Armut gemacht. Die Klasse 5a setzte die von Musiklehrer Ralf Schröder komponierten Lieder mit rund 20 Musikinstrumenten um. Einige der 10- bis 14-jährigen Kinder wechselten zwischen ihrem „Posten“ im Orchester und auf der Bühne als Schauspieler, andere spielten sogar zwei Rollen.

Obwohl nie ein Drehbuch geschrieben wurde, sondern die Kinder bei jeder Aufführung von neuem improvisieren, klappte auch bei der gestrigen Vorführung im Saalbau Neukölln alles so perfekt, dass sich die Schüler und Lehrer vor Applaus kaum retten konnten.

Die Juroren der Bürgerstiftung, darunter auch Theaterpädagogen, wiesen darauf hin, dass viele Grundschulen ihre Theaterarbeit bewältigen, ohne dafür adäquate Räume oder personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu haben. Eingebettet war die Preisvergabe in das 9. Neuköllner Theatertreffen der Grundschulen, an dem Schulklassen aus ganz Berlin teilnehmen. Es wird stark unterstützt vom Neuköllner Kultur- und Schulamt sowie vom Förderverein der Lisa-Tetzner-Grundschule. Neuköllns Volksbildungsstadtrat Wolfgang Schimang würdigte die Theaterarbeit als „gute Möglichkeit, sich der Realitäten anzunehmen“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false