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Projekt: Berliner Fußball soll toleranter werden

Auf dem Rasen gegen rechts: Demnächst werden Sportrichter, Schiedsrichter und Trainer des Berliner Fußballverbandes gezielt geschult, um gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus in den Amateurligen vorzugehen.

Der Schiedsrichter hat damals einfach weggeschaut. Vor zwei Jahren, als beim Kreisligaspiel die Stürmer des TuS Makkabi bedroht und antisemitisch beschimpft wurden. Auch als die jüdischen Spieler in ihrer Not das Match gegen den VSG Altglienicke abbrachen, griff der Unparteiische nicht ein. „Damals sind wir alle aufgerüttelt worden“, sagt Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV).

Nach dem Vorfall beschloss der Berliner Fußballverband, gezielt etwas gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus in den Amateurligen zu tun. Gestern stellte er sein neues Vorhaben gegen rechts vor. In dem Projekt, das die Landeskommission Berlin gegen Gewalt finanziert, sollen die Sportrichter, Schiedsrichter und Trainer des Verbandes geschult werden. Mitarbeiter der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus“ sollen die Akteure künftig bei Fortbildungen aufklären und sensibilisieren für rassistisches und menschenverachtendes Verhalten auf den Fußballplätzen. „Wir müssen klar machen, dass viele Beleidigungen auf dem Platz umgangssprachlich als normale Beschimpfungen gelten, dass aber dabei längst die Grenze überschritten wird. Es müssen dann Sanktionen folgen“, sagt Liesegang. Vereinsspieler, die die Regeln brechen, müssen sich beim Sportgericht für ihr Verhalten verantworten. Daher sei es entscheidend, zunächst die 27 Berliner Sportrichter auf diesem Gebiet fit zu machen.

Liesegang gibt zu, dass bei etlichen Wochenendpartien rechtsextreme oder rassistische Äußerungen fallen. Es sei ein langer Weg dagegen vorzugehen: Rund 3000 Amateurfußballmannschaften gibt es in Berlin. Jedes Wochenende finden 1500 Spiele statt – von den Knirpsen bis zur Altherrenmannschaft. Allein 1100 Schiedsrichter hat der Verband. „Wir müssen die alle nach und nach schulen“, sagt Liesegang. Doch immerhin sei die Finanzierung sicher: 68.000 Euro gab es von der Landeskommission für den BFV für die nächsten zwei Jahre.

Auch in Brandenburg sollen zukünftig Vertreter von Sportvereinen fit gemacht werden für den Kampf gegen den Rechtsextremismus: Am Wochenende laden in Potsdam Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) und Verfassungsschutzchefin Winfriede Schreiber zu der Fachtagung „Verein(t) gegen Rechtsextremismus im Sport“. tabu

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