zum Hauptinhalt
Wohnen im Park. Die Initiative Möckernkiez besteht aus 1100 Mitgliedern. Es ist das größte genossenschaftliche Bauprojekt. Anfang 2013 soll am Gleisdreieckpark der erste Spatenstich getan werden.

© promo

Projekte der Baugenossenschaft: Ausgezeichnet und erschwinglich wohnen

Der Senat vergibt Preise und zinslose Darlehen für vorbildliche Projekte von Baugenossenschaften. Entwickelt werden Konzepte, die auf die Lage und die Bedürfnisse im jeweiligen Kiez zugeschnitten sind. Ein Modell, das im Kommen ist.

1600 neue Wohnungen verteilt auf 19 Projekte in zehn verschiedenen Bezirken der Stadt – das Ergebnis des „Genossenschaftlichen Neubauwettbewerbs 2012“ verzückte Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) geradezu. Wiederholt betonte er, wie viel „Kraft“ in den Genossenschaften steckt, lobte deren „Engagement“, und bekannte, dass die Weiterentwicklung der Stadt durch den Neubau von „bezahlbaren“ Wohnungen „uns eint“.

Seit mehr als 100 Jahren gibt es Genossenschaften. Die „Reformbewegung“ war getragen von der Idee, günstigen Wohnraum für Menschen zu schaffen, die selbst mangels Kaufkraft nur schwer aus eigener Kraft eine Bleibe auf dem Markt finden. Weil in Berlin auch heute wieder Wohnungen zu günstigen Mieten fehlen, erlebt das Konzept eine Renaissance. Diese will Bausenator Müller mit dem Wettbewerb stärken. Die Sieger erhalten zinslose Darlehen für die Realisierung ihres Projektes, wobei das Geld binnen 15 Jahren zurückgezahlt werden muss – Einsparungen von bis zu eineinhalb Million Euro bringt das.

Das besondere an den Projekten der Genossenschaft ist die Vielfalt der Nutzer und ihrer gemeinsam entwickelten Konzepte. Anders als die üblichen Projektentwickler stammen die Gruppen meistens aus den Quartieren, in denen sie bauen, und entwickeln präzise, auf die Lage und die Bedürfnisse im jeweiligen Kiez zugeschnittene Konzepte.

Behindertengerecht

Zu den Gewinnern zählt die „Bewohnergenossenschaft Friedrichsheim“. Zwanzig neue Wohnungen will diese erst im Jahr 1996 gegründete Genossenschaft im Szenekiez Friedrichshain errichten. Die Wohnungen in dem barrierearmen Neubau sollen nur 30 Euro mehr kosten als in bestehenden Objekten der Genossenschaft, dafür aber etwas kleiner werden.

Grüne Rendite

Ebenfalls prämiert ist die „Mietergenossenschaft Unionplatz Tiergarten Mut“, die 27 Wohnungen mit Gruppenräumen auf einer bezirkseigenen Fläche errichtet. Die Besonderheit: Das Bauland wollen die Genossen in Erbpacht übernehmen und den „Pachtzins“ durch die Pflege der benachbarten Grünfläche entgelten.

Symbiose aus Alt- und Neubau

Weitere 22 Wohnungen errichtet die Forum Kreuzberg Mietergenossenschaft in der Köpenicker Straße. Eine Kita, Sozialräume und Verbindungswege zum benachbarten Altbau kennzeichnen dieses ausgezeichnete Projekt.

Mehr-Generationen-Wohnen

Preise erhielten auch die Genossenschaften Gewiwo Berlin sowie Köpenick Nord. Die Gewiwo baut 44 Wohnungen mit ambulantem Pflegedienst und E-Bike-Ladestation in Wittenau, die Köpenick Nord errichtet 46 Wohnungen mit Kita, Arztpraxis, Café und Begegnungsstätte in der Kaulsdorfer Straße.

Einen Preis erhielt auch Berlins älteste Genossenschaft, die „1892“, für ihre Planungen am Weddinger Schillerpark. Die Neubauten entstehen an der Siedlung von Bruno Taut, die zum Weltkulturerbe zählt. Geplant sind 86 Wohnungen und eine Wohngemeinschaft für Senioren mit zwölf Heimplätzen.

Unterkünfte für Studenten

Unter der Wohnungsnot leiden auch Studierende in Berlin. Die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee, hervorgegangen aus den Betreiber der gleichnamigen Dahlemer Wohnungen, wollen die Lage entspannen durch den Bau von 337 Studentenwohnungen am Campus Adlershof.

Wohnen am Park: Möckernkiez

Auch Berlins vielleicht bekannteste neue Genossenschaft gehört zu den Ausgezeichneten: der Kreuzberger Möckernkiez. Das Bauprojekt am südlichen Ende des Gleisdreieckparks wird von 1100 Mitgliedern getragen. Geplant ist ein Areal mit Wohnungen, einem Hotel, Restaurants und Gewerbestätten. Die Gebäude werden sich um eine Grünanlage gruppieren und sollen barrierefrei gestaltet werden. „Wir träumen von einem Wohnraum, der Jung und Alt verbinden kann“, sagt Aino Simon. Simon ist Gründungsmitglied der „Initiative Möckernkiez“. Dass die Genossenschaft beim Wettbewerb ausgezeichnet wurde, sieht die Politologin als „symbolischen Ausdruck“ der Stadt, das soziale Anliegen des Möckernkiezes zu würdigen.

Ursprünglich sollte noch in diesem Jahr der Bau der Anlage beginnen. Die Durchsicht des Bebauungsplanes habe aber beim zuständigen Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg seine Zeit gebraucht. Nun sei die Grundsteinlegung auf Anfang nächsten Jahres verschoben worden. „Und wir hoffen, den Hochbau im Sommer beginnen zu können“, sagt Simon. Seit 2007 planen die Kreuzberger Genossen das Quartier. Mitglieder und Banken wollen dafür 90 Millionen Euro bereitstellen. Eine Beteiligung bedeutet dabei jedoch noch nicht automatisch einen sicheren Wohnplatz. 

Bisher wurden 400 Wohnungsanwartschaften verteilt – bei mehr als 1000 Mitgliedern. Jüngst wurden die Durchschnittsgrößen der Wohnflächen verkleinert, um für weitere 50 Wohnungen Platz zu schaffen. Aber Simon rechnet nicht damit, dass Interessenten leer ausgehen müssen: „Wir werden viel Fluktuation erleben.“ Nicht alle Genossen würden auch direkt einziehen wollen. Viele beteiligen sich, um sich eine Altersoption zu schaffen. Der Möckernkiez, so Simon, sei für viele ein Zukunftsprojekt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false