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Berlin: Prominente Stasi-Opfer im Parlament

Momper lädt am Dienstag zu Lesung mit Musik ein

Eigentlich wollte Christian Kunert „die Sache abhaken“, wie der heute in Goslar lebende Sänger über seine Erfahrungen mit dem Ministerium für Staatssicherheit sagt. Aber dann erreichte ihn, der einst die Stimme der in der DDR verbotenen Klaus-Renft-Combo war, die Einladung von Parlamentspräsident Walter Momper, bei einer Veranstaltung über die Stasi und das Gefängnis Hohenschönhausen aufzutreten, und Kunert sagte zu.

Am morgigen Dienstag um 19 Uhr tritt der Künstler im Plenarsaal des Abgeordnetenhauses auf. Neben seinen Songs will er vielleicht auch ein paar Geschichten aus den Jahren 1976-77 vortragen. Damals saß er wegen „staatsfeindlicher Hetze“ – also wegen seiner Lieder – im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen.

Neben Kunert hat Momper zu dem von Schauspieler Udo Schenk moderierten Abend unter anderem auch die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld eingeladen, die 1988 in der DDR wegen versuchter „Zusammenrottung“ verurteilt wurde. Unter dem Titel „Zeichen setzen“ sollen Berichte von früheren Stasi-Opfern vorgelesen werden.

Den Anlass für die Lesung lieferte die inzwischen zum bundesweiten Politikum gewordene Diskussionsveranstaltung des Bezirksamts Lichtenberg vor zwei Wochen. Damals ging es um die geplante Markierung des früheren militärischen Sperrbezirks, in dem sich die Untersuchungshaftanstalt der Stasi in Hohenschönhausen befand. In der Diskussion hatten frühere Mitarbeiter des MfS ihre ehemaligen Opfer verhöhnt und die systematischen Menschenrechtsverletzungen geleugnet, wie das Abgeordnetenhaus in der Ankündigung der Veranstaltung am Dienstag schreibt. Parlamentspräsident Momper will nun „deutlich dem Eindruck entgegentreten, die früheren Gefängniswärter und Stasi-Mitarbeiter könnten ihre Geschichte unwidersprochen verfälschen und die Deutungshoheit bei der Aufarbeitung beanspruchen“.

Kunert hat die Debatte nur aus der Ferne verfolgt. Er selbst habe nie die Auseinandersetzung mit ehemaligen Stasi- Funktionären gesucht. Die Kontroverse bestätigt ihn darin, „dass der Dialog mit diesen Leuten sehr schwierig ist“. lvt

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