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Cornelia Otto führte die Berliner Piraten in den Bundestagswahlkampf.

© dpa

Cornelia Otto tritt bei den Piraten aus: „Viele Debatten haben mich zutiefst beschämt“

Cornelia Otto war Spitzenkandidatin der Piraten in Berlin. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel spricht sie über ihren Parteiaustritt, die Debatte um das "Bombergate" und warum sie für einen Linken im Bundestag arbeitet.

Frau Otto, Sie waren Spitzenkandidatin der Piratenpartei für die Bundestagswahl. Jetzt sind Sie ausgetreten. Warum?
Das war nach viereinhalb Jahren in der Piratenpartei kein leichter Schritt. Nach der Bundestagswahl habe ich erst mal eine Pause gebraucht. Aber in der Zeit ist die Entscheidung auch schon gereift. Am Ende ist das ein Bauchgefühl, aber ich konnte mich mit der Art und Weise des Umgangs in der Partei nicht mehr identifizieren. Die Debatten um das „Bombergate“ und der Streit um die Organisation waren am Ende ausschlaggebend für meinen Entschluss. Viele Diskussionen werden sehr persönlich geführt und haben mich zutiefst beschämt. Ich möchte aber nicht nachtreten.

Jetzt arbeiten Sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Linken-Politiker Klaus Ernst im Bundestag. Wie kam es dazu?
Das war eine Entscheidung für das Thema Arbeit und Soziales, aber auch eine für die politische Arbeit von Klaus Ernst, die ich sehr schätze. Der Themenbereich ist eine Herzensangelegenheit von mir und auch von Klaus Ernst. Insofern passt das sehr gut.

Werden Sie auch Linke-Parteimitglied?
Nein, das habe ich derzeit nicht vor. Ich bin parteilos und das ist auch gut so. Denn ich bin sehr glücklich im Moment, an einem Thema arbeiten zu können, ohne von einer Partei abhängig zu sein.

Aber Sie werden Positionen der Linken vertreten müssen, oder?
Das stimmt. Aber es gibt etwa bei Fragen zum Mindestlohn oder zur Leiharbeit auch viele inhaltliche Überschneidungen zwischen Linken und Piraten. Und natürlich ist man auch als Angestellter abhängig, aber in einer Partei ist das noch mal anders. Man ist auch von der Gesamtlage der Partei abhängig.

Inwiefern?
Bei den Piraten war es zuletzt so, dass sie vor allem durch Skandale aufgefallen sind. Einer folgte auf den anderen. Es war ganz schwer, da mit einem Thema durchzudringen und die Debatte zu bestimmen. Das ist nicht sehr gewinnbringend.

Frustriert Sie Parteiarbeit jetzt generell?
Sagen wir es so: Im Moment bin ich sehr froh, konzentriert zu arbeiten, ohne mich für eine Partei, in der ich Mitglied wäre, rechtfertigen zu müssen.

Hatten Sie auch andere Angebote, die Sie aus politischen Gründen abgelehnt haben?
Es gab Angebote auch aus der Wirtschaft, die ich aber nicht annehmen wollte. Das gilt auch für den politischen Bereich. Ich bin Idealistin und da lasse ich mich nicht kaufen.

Wie geht es mit den Piraten weiter?
Na ja, es kommt darauf an, ob die Partei es schafft, sich zu beruhigen und zu konsolidieren. Natürlich wünsche ich den Spitzenkandidatinnen der Piraten trotz meines Austritts viel Erfolg im Wahlkampf. Es würde mich freuen, Piraten-Themen im EU-Parlament vertreten zu sehen.

Cornelia Otto, 38, war Spitzenkandidatin der Piratenpartei für die Bundestagswahl. Jetzt gab sie bei Twitter ihren Parteiaustritt bekannt. Sie arbeitet nun beim Linken-Politiker Klaus Ernst.

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