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Prostatakrebs: Die Suche nach der richtigen Therapie

Bei Prostatakrebs gibt es viele Behandlungsoptionen: vom kompletten Herausschneiden bis zum Abwarten

Auch Krebs hat ein Geschlecht. Für Männer ist das Prostatakarzinom das, was für Frauen der Brusttumor ist: eine der häufigsten Krebsarten, die – immer noch – oft tödlich endet und bei der die Früherkennung über den Therapieerfolg entscheidet. Schätzungsweise 40 000 Männer in Deutschland erhalten jedes Jahr diesen Befund – meist aus heiterem Himmel. Denn die Geschwulst wächst lange, ohne Beschwerden auszulösen. Wenn ein Tumor die gleichen Probleme verursacht wie eine gutartige Prostatavergrößerung – häufigen Harndrang etwa oder erschwertes Urinieren –, dann ist er schon weit fortgeschritten. Deshalb ist die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung auch der einzige Weg, den Krebs in einem frühen Stadium zu entdecken.

Ist der Tumor erkannt, muss sich der Patient entscheiden: Bestrahlung oder die chirurgische Entfernung der Prostata. Aus der Sicht von Manfred Beer, Chefarzt der Urologie am Franziskus-Krankenhaus, spricht einiges für die radikale Entfernung. Der Blut-Wert, der die ersten Hinweise auf die bösartige Geschwulst liefert, der so genannte PSA-Wert (ein Eiweißstoff, der prostataspezifisches Antigen genannt wird), werde dadurch sofort auf null gebracht. Nach einer Bestrahlung dagegen bleibe er erhöht, und ist damit ein ständiger Unsicherheitsfaktor bei den Folgeuntersuchungen.

Eine Nebenwirkung sei bei beiden Methoden gleich oft zu beobachten: Rund zwei bis fünf Prozent der Patienten, denen die Prostata wegen Krebsbefalls entfernt oder bestrahlt wurde, seien danach inkontinent. Anders bei der Potenz. Ein halbes Jahr nach der Operation kehre bei den meisten Männern – Beer spricht von rund 75 Prozent – die Erektionsfähigkeit langsam wieder. Bei der Bestrahlung sei dieser Effekt umgekehrt. Zunächst bleibt die Erektionsfähigkeit erhalten. Doch durch die Gewebeschäden infolge der Behandlung nehme sie langsam aber stetig ab. Allerdings ist der völlige Verlust der Potenz bei dieser Methode im Vergleich zur Totaloperation seltener. Neben der Bestrahlung von außen kann man die Prostata auch von innen bestrahlen. Hierzu werden kleine radioaktive Stifte (Seeds) in das Organ gepflanzt, die allmählich ihre Wirkung entfalten.

Nach einer Operation bleibt die Bestrahlung immer noch als zweite Option, wenn der Krebs zurückkehrt. „Nach einer Strahlentherapie aber kann nicht mehr operiert werden, weil das Gewebe durch die Behandlung zu sehr geschädigt ist und nicht mehr heilt.“

Ist der Krebs sehr aggressiv – sprich: wuchert er sehr schnell und streut ins umliegende Gewebe oder in die Lymphknoten –, helfen diese Methoden nicht mehr. Dann müsse man medikamentös das Wachstum verzögern, etwa durch eine Hormonbehandlung, bei der das männliche Sexualhormon Testosteron unterdrückt wird. Denn dieses Hormon lässt das Prostatakarzinom wachsen. Um eine Heilung geht es dabei allerdings nicht mehr, sondern nur um Verzögerung.

Manchmal aber kann einfach nur Warten und Beobachten die bessere Wahl sein. Bei sehr langsam wachsenden Tumoren müsse man gerade bei Männern in höherem Lebensalter jenseits der 70 nicht mehr eingreifen, sagt Beer. „Diese Patienten sterben irgendwann mit ihrem Prostatakrebs, nicht an ihm.“

Die Vorbeugung dagegen muss man früher starten, mit einer Ernährungsumstellung. „Wer in seiner Jugend viel Gemüse und mediterrane Gerichte isst statt Fastfood und zu viel Fleisch, hat gute Karten“, sagt Beer. Doch wie soll man einem 15-Jährigen beibringen, dass er auf Pommes verzichten soll, damit ihm mit 70 kein Prostatakrebs droht? Ingo Bach

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