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Demostration gegen Putin vor dem Brandenburger Tor in Berlin.

© AFP

Protest gegen Putin: Keine Liebesgrüße nach Moskau

600 Menschen demonstrierten am Sonntag gegen Russlands Aggression gegen die Ukraine. Sie zogen vom Brandenburger Tor erst zur Russischen Botschaft, dann zur Vertretung der Ukraine.

Aus einer kniehohen Box schallt ein ukrainisches Volkslied über den Pariser Platz, schwermütige, melancholische Musik. Daneben starrt Russlands Präsident Wladimir Putin streng auf die Menge, mal als Hitler zurecht gemacht, mal als Horrorfigur geschminkt, mal in russischer Uniform, die Demonstranten mit ihren Plakaten sind flexibel. Und überall ukrainische Flaggen, über Schultern gelegt oder an Fahnenstangen festgetackert. Dann löst sich die Menge am Sonntagmittag, rund 600 Personen ziehen als Menschenkette vom Brandenburger Tor erst zur russischen Botschaft, dann zum eigentlichen Ziel, der Vertretung der Ukraine, 1300 Meter entfernt.

Eine Protestbewegung, organisiert, um gegen die Einmischung von Russland auf der Krim zu protestieren. „Russland hat die Krim quasi okkupiert“, ruft Oleksandra Bienert ins Mikrofon, „es hindert die Ukraine daran, ein neuer demokratischer Staat zu werden.“ Bienert ist Sprecherin von „Euromaidan Wache Berlin“, einem der drei Veranstalter dieser Kette. 1000 Teilnehmer hatten die Organisatoren angemeldet, rund 600 sind gekommen, eine geschlossene Kette auf den 1300 Metern ist damit nicht möglich. Es stört allerdings niemanden. Nachdem die Kette die ukrainische Botschaft erreicht hat, erschallt die Nationalhymne des Landes.

Einer, der singt, ist Oleksii Kotielnikow aus Kiew, seit zwei Wochen als Sprachschüler in Berlin. „Wir wollen unser Land befreien“, sagt er, „wir hoffen, Europa hört uns.“ Sein Vater hört ihn auf jeden Fall, er versteht ihn bloß nicht. Der Vater ist gebürtiger Russe, lebt schon lange in Russland, die Mutter ist Ukrainerin, und wenn der Jurist Kotielnikow mit dem Vater redet, sagt der: „Warum willst du nicht zu Russland gehören?“ Deswegen: Kotielnikow fährt mit den Zeigefinger quer über den Hals. „Das haben die Russen früher mit Ukrainern gemacht.“ Tetiana Lopashehuk will nicht, „weil die Ukraine ein eigenes Land ist, das nicht angetastet werden darf“. Und Oleksandra Volkohon befürchtet, „dass die Krim nicht die letzte Station“ in Putins Strategie sei. „Danach wird er die restliche Ukraine nehmen.“

Eine Frau, gerade aus Kiew gekommen, sagt verzweifelt: „Die Menschen dort haben ihren letzten Schrei losgelassen, Europa muss helfen.“ Die Menge marschiert friedlich, nur der Demonstrant mit dem Hitler/Putin-Plakat muss einen Zwangsstopp einlegen. Ein Polizist klärt ihn auf, dass dieses Motiv bei einer Demo in Deutschland verboten ist. Gut sichtbar bleibt eine andere Plakat-Botschaft. „Putin, for you“ – eingerahmt vom ausgestreckten Mittelfinger.

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