zum Hauptinhalt
Stille statt Stau: Seit zwei Wochen ist der Parkplatz vor dem Spandauer Freibad kostenpflichtig. Seitdem weichen Autofahrer auf umliegende Parkplätze aus.

© Kitty Kleist-Heinrich

Protest in Berlin-Spandau: Neue Parkgebühr: Frust vorm Freibad

Neuerdings werden auf 16 Parkplätzen der Schwimmbäder Parkgebühren fällig. „Eine Farce für Familien“, schimpfen Schwimmer. Und die Politik reagiert

Praktisch ist es ja schon: mit dem Auto auf den Parkplatz vors Schwimmbad fahren, Kinder und Badeutensilien ausladen – und rein ins Vergnügen. Bei dem schönen Wetter hatten an diesem Wochenende auch mehr Sommerbäder als zunächst geplant vorzeitig geöffnet. Aber die Bequemlichkeit kostet. Seit Anfang des Monats ist das Parken auf den Parkplätzen von zehn weiteren Berliner Bädern kostenpflichtig; bei sechs musste bereits vorher gezahlt werden. Schon regt sich Protest – bei den Badegästen ebenso wie bei Bezirkspolitikern. In Spandau etwa wollen sich der CDU-Ortsverband Wilhelmstadt und die bezirkliche Piratenfraktion dafür stark machen, dass die Gebühren wieder abgeschafft werden.

Am Sonntag machten auch Schwimmbadbesucher ihrem Unmut Luft. Oliver Gehrke ist empört: „Das ist eine Farce für Familien“, ärgert sich der zweifache Vater. Mit vier Kindern ist er am Sonntag für zwei Stunden ins Spandauer Freibad Süd gekommen. Neben den 11,50 Euro Eintritt soll er nun auch noch einen Parkschein lösen. Seit zwei Wochen stehen drei Automaten vor dem Kombibad. Ein Parkschein kostet einen Euro pro Stunde, alternativ gibt es ein Tagesticket für drei Euro. „Wenn ich mit den Kindern komme, kann ich ja auch nicht mit dem Fahrrad fahren, denn die haben viel zu viel dabei“, sagt er und rennt hinter seinen Kindern her. Ein Ticket löst er nicht.

Kaum jemand zieht einen Parkschein

Damit ist er nicht der Einzige. Auf dem Parkplatz vor dem Schwimmbad stehen nicht einmal zehn Autos. Sichtbare Parkscheine finden sich nur hinter zwei Frontscheiben. Die anderen Badegäste haben sich für eine Anreise mit dem Fahrrad entschieden oder parken auf einem städtischen Gratisparkplatz, der direkt an den kostenpflichtigen Parkplatz des Freibads grenzt. Sobald die Badesaison aber wieder richtig anläuft, dürfte der kostenlose Parkplatz nicht mehr ausreichen. „Im Sommer ist es hier rappelvoll“, bestätigt ein Freibadmitarbeiter.

Er sagt, dass sich die Gäste bisher zwar beklagt hätten, aber nichts Ernsthaftes vorgefallen sei. Schwimmbadbesucherin Karin Rolfs ist entspannt. Sie hat sich für den kostenfreien Parkplatz entschieden, trotzdem kann sie der neuen Gebühr etwas abgewinnen. „Es ist mir lieber, wenn das Freibad offen ist und mit dem Parkplatz noch etwas verdient, als wenn das Bad ganz schließen muss“, sagt die Spandauerin.

Hintergrund ist, dass der Aufsichtsrat der Bäderbetriebe bereits vor fünf Jahren beschlossen hat, die Parkraumbewirtschaftung einzuführen und diesen Auftrag zu vergeben. Zwei Unternehmen erhielten den Zuschlag. Laut Unternehmenssprecher Oloew brauchen sich die Bäderbetriebe dadurch nicht mehr um die Unterhaltung der Parkplätze und vor allem den Winterdienst zu kümmern.

Beschwert hätten sich etwa einige Dauerparker

Stattdessen erhalten sie Einnahmen in Höhe von rund 100.000 Euro, die den Bädern zugute kommen sollen. Die Parkraumbewirtschaftung war europaweit ausgeschrieben worden. Die Parkgebühren haben die Pächter der Plätze festgelegt. Auf Flächen wie bei der Schwimmhalle am Sachsendamm, dem Stadtbad Charlottenburg, dem Paracelsus-Bad in Reinickendorf sowie dem Sommerbad Wilmersdorf kostet das ganztägige Parken 50 Cent.

Bei den übrigen Bädern werden höhere Gebühren fällig. In den meisten Fällen kostet das Tagesticket drei Euro. Am teuersten ist das Tagesticket am Stadtbad Wilmersdorf (Mecklenburgische Straße) ein Tagesticket: Badegäste zahlen fünf Euro, andere Parker zehn Euro. Auch bei den Bäderbetrieben ist Kritik an den neuen Kosten eingegangen. „Wie immer, wenn neue Gebühren erhoben werden“, sagt Bädersprecher Oloew. Beschwert hätten sich etwa einige Dauerparker. „Aber die sind auch nicht unbedingt unsere Kunden“, sagt Oloew.

Konflikte um frei zugängliche, private Parkplätze gibt es immer wieder. Beispielsweise gehen Lebensmitteldiscounter vermehrt gegen Parkplatznutzer vor, die ihre Autos stundenlang dort stehen lassen: Sie lassen die Fahrzeuge abschleppen. Manche Abschleppunterternehmer geben die Autos erst dann wieder heraus, wenn die Rechnung dafür bezahlt ist. Der Bundesgerichtshof hat diese Praxis vor vier Jahren für rechtens erklärt. Inzwischen haben sich Abschleppfirmen auf dieses Geschäft mit Parkplätzen spezialisiert, für die Polizei und Ordnungsämter nicht zuständig sind.

Das sind die 16 Bäder, vor denen jetzt Parkgebühren erhoben werden

Schwimmhalle Schöneberg (Sachsendamm), Stadtbad Charlottenburg (Krumme Str.), Stadtbäder Wilmersdorf (Mecklenburgische Str. und Fritz-Wildung-Str.) sowie Sommerbad Wilmersdorf (Forckenbeckstr.), Paracelsus-Bad in Reinickendorf (Roedernallee), Stadtbad Märkisches Viertel (Wilhelmsruher Damm), Stadtbad Tiergarten (Seydlitzstraße), Sommerbad Mariendorf (Rixdorfer Straße), Stadtbad Tempelhof (Götzstraße), Stadtbad Lankwitz (Leonorenstraße), Schwimmhalle Allendeviertel (Pablo-Neruda-Str.), Kombibad Spandau-Süd (Gatower Str.), Schwimmhalle Hüttenweg, Sommerbad Am Insulaner (Munsterdamm), Kombibad Gropiusstadt (Lipschitzallee)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false