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© Mike Wolff

Proteste: Kampf um jeden Meter Mauerpark

Anwohner protestieren gegen Randbebauung. Der Eigentümer kommt ihren Wünschen in einem neuen Konzept entgegen – ein wenig zumindest.

Gegner der geplanten Bebauung am Mauerpark suchten am Mittwoch die direkte Konfrontation. Mit einer Protestkundgebung empfingen sie die Bezirksverordneten aus Mitte, die im Stadtentwicklungsausschuss erstmals über die gemeinsamen Pläne von Bezirksamt und der Immobiliengesellschaft Vivico über die Zukunft des Parks diskutierten. Einige der nach Schätzung der Polizei 100 Demonstranten hatten sich in Alu gehüllt wie Ölsardinen in der Dose. „Weil es im Park mittlerweile viel zu eng ist“, sagte eine Aktivistin. Den Park erweitern wollen auch Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) und die Vivico – allerdings in geringerem Umfang als den ursprünglich geplanten 14 Hektar.

In der Sitzung zeigte sich dann, dass auch die Protestfront gespalten ist. Der Verein „Freunde des Mauerparks“ lehnt zwar Neubauten auf dem ursprünglich geplanten Grünstreifen auf Weddinger Seite ab, wie sie Gothe und die Vivico gemeinsam umsetzen wollen. Sie zeigen sich aber gesprächsbereit über eine dichte Bebauung nördlich des Gleimtunnels, die die Initiative „Mauerpark fertigstellen“ hingegen rundweg ablehnt. „Wir müssen verhindern, dass der Park zum Vorgarten für Besserverdienende wird“, so Sprecher Heiner Funken. Der Ausschuss vertagte eine Entscheidung am Mittwochabend.

Die an einem Kompromiss interessierten Nutzer des Mauerparks können als Erfolg verbuchen, dass sich die Vivico als Eigentümerin der Parkerweiterungsflächen durchaus beweglich zeigt. „Wir wollen eine Lösung, mit der möglichst viele Betroffene zufrieden sind“, so Henrik Thomsen, Berlin-Chef der Vivico. Sein Unternehmen und Stadtrat Gothe haben ihre Pläne für die Zukunft des Areals westlich der einstigen Berliner Mauer in zwei Varianten ausgehandelt. Die von der Gesellschaft bevorzugte Konzeption ist jene, gegen die die Nutzer des Parks seit Wochen Sturm laufen. Sie sieht am Rand der erweiterten Grünfläche eine durchgängige Bebauung vor, größtenteils mit Wohnbauten. Die Gegner befürchten künftige Konflikte: zwischen den Parkfreunden, die wie bisher grillen, feiern und musizieren wollen, und den neuen Nachbarn, die sich vom Lärm gestört fühlen.

Auf diese Sorge ist die Vivico in ihrer zweiten Variante eingegangen. Auch in dieser will der Investor im Südwesten des Mauerparks an der Bernauer Straße neue Gewerbeflächen bauen. Man denke dabei an ein Hostel sowie Büros für die Kreativwirtschaft, sagte Thomsen. Schon jetzt sind dort ein Dutzend Pächter angesiedelt. Nördlich dieser Gewerbeflächen würde die Vivico bis Höhe Lortzingstraße auf Neubauten verzichten. So könnte ein breiter Parkstreifen für die öffentliche Nutzung entstehen. Im Gegenzug würde die Vivico aber auf einer dichteren Bebauung nördlich des Gleimtunnels bestehen, denn nach beiden Varianten soll es rund 70 000 Quadratmeter Wohnfläche in fünf- bis siebengeschossigen Gebäuden geben. Bestehende Nutzungen wie der Flohmarkt oder der Biergarten Mauersegler könnten erhalten bleiben, so Thomsen. Auf wenig Gegenliebe bei Anwohnern stößt die von der Vivico vorgeschlagene Erschließung des Wohngebietes durch eine Verlängerung der Kopenhagener Straße. Genehmigen müsste dies der Bezirk Pankow, in dem der bisher fertige, acht Hektar große Teil des Mauerparks liegt.

Mit Gothe ist sich die Vivico bereits im Oktober weitgehend einig geworden. Das Unternehmen will dem Bezirk 5,6 Hektar Fläche zur Erweiterung des Parks kostenlos zur Verfügung zu stellen. Als Gegenleistung stellte ihr der Stadtrat in Aussicht, die bei ihr verbleibenden fünf Hektar nach einer Änderung des Flächennutzungsplans bebauen zu dürfen. „Wenn das passiert, gehen viele von uns vor Gericht“, sagte Aktivist Funkena. Der einzige Ausweg sei, dass Bezirk oder Land der Vivico das Gelände abkauften. 

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