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Proteste: Schüler demonstrieren - und die Lehrer auch

Kleinere Klassen, gut ausgebildete Lehrer und mehr Mitbestimmung – das sind drei der vielen Forderungen, die heute Schüler auf die Straße tragen.

„Der Frust ist recht groß“, meint jedenfalls Berlins Landesschülersprecherin Laura Fritsche. Auch angestellte Lehrer haben ihre Teilnahme an der „Bildungsstreik-Demo“ angekündigt. Sie begann um 11 Uhr, so dass spätestens nach der dritten Stunde der Unterricht nicht überall stattfand.

Die Unterstützung für die Demonstration ist groß. Der Bildungsstreik zeige, dass Schüler, Lehrer, Hochschullehrer und Studenten „hoch motiviert“ seien, sich für die Bildung starkzumachen, würdigte der Paritätische Wohlfahrtsverband die Aktionen. Er kritisierte, dass der Senat noch immer nicht genug in Bildung investiere.

Lee Hielscher von der Landesschülervertretung bemängelt zudem die „Bildungsverdichtung“, die durch die Verkürzung des Abiturs auf zwölf Jahre entstehe. Er rechnet damit, dass etwa 10 000 Schüler auf die Straße gehen werden, die Polizei erwartet etwa 5000. So viele Jugendliche waren in den vergangenen Jahren ebenfalls unterwegs, wenn es darum ging, auf Missstände in den Schulen hinzuweisen. Dieses Jahr ist die Lage allerdings etwas anders: Durch das Konjunkturprogramm wird sich zumindest der von Schülern oft kritisierte bauliche Zustand der Schulen verbessern.

Anders ist es bei dem Dauerthema „Lehrerausstattung“. Selbst wenn es gelingen sollte, alle freien Stellen zum Sommer zu besetzen bleibt es dabei, dass einige Schulen um ihre Personalausstattung bangen. Hintergrund ist, dass sich die Stellenzuweisungen – etwa für die Behindertenintegration – erneut ändern. Die Stellenpools, aus denen Schulen im vergangenen Jahr noch etliche Stellen bekamen, wurden verkleinert. Der Bezirkselternausschuss Friedrichshain- Kreuzberg meint deshalb, dass der Bezirk „bildungspolitisches Notstandsgebiet“ bleibe. Die Betroffenen planen eine eigene Demonstration am 25. Juni.

Unklar ist, wie viele angestellte Lehrer ihren Unterricht ausfallen ließen. Nach Auffassung des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ist der Warnstreik „rechtswidrig“, da es derzeit einen gültigen Tarifvertrag gebe. Deshalb wollte er seine angestellten Lehrer nicht zum Streik aufrufen, betonte der Landesvorsitzende Helge Dietrich. Damit geht der VBE auf Distanz zur Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die den Warnstreik unterstützt, weil der Senat die anstehenden Tarifverhandlungen verschoben hatte. Sie könne die Streikbereitschaft aber nur sehr schwer abschätzen, sagte die GEW-Vorsitzende Rose- Marie Seggelke auf Anfrage.

Schüler haben kaum etwas zu befürchten, wenn sie heute vorzeitig den Unterricht verlassen. In den vergangenen Jahren war es jedenfalls nicht üblich, Schüler zu bestrafen, die an Bildungsdemonstrationen teilgenommen haben. 

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