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Prothesen-Skandal: Klinik operierte gegen den Plan

Das St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin Mitte hätte nach Plänen der Gesundheitsverwaltung des Senats längst keine Implantationen mehr vornehmen dürfen. Das Krankenhaus hält trotzdem an seiner chirurgischen Abteilung fest.

Das St. Hedwig-Krankenhaus in Mitte, das derzeit in einen Prothesenskandal verwickelt ist, hätte eigentlich keine orthopädischen Operationen mehr durchführen sollen. Wie berichtet, hat die Klinik zwischen 2006 und 2007 insgesamt 47 Knieprothesen falsch implantiert und bis Ende 2004 fehlerhafte künstliche Hüftgelenke eingesetzt. Der Krankenhausplan, mit dem die Senatsgesundheitsverwaltung die Kapazitäten der Berliner Kliniken steuert, sieht für das St. Hedwig-Krankenhaus jedoch keine Chirurgie mehr vor. Begründet wird diese Entscheidung mit einem Überangebot an Operationskapazitäten in der Umgebung der Klinik. „Endoprothetik-Operationen sollten nach unserer Auffassung nur in Krankenhäusern durchgeführt werden, die nach dem Krankenhausplan eine Zulassung für Orthopädie und Unfallmedizin haben“, sagt Ingeborg Kordes von der Senatsgesundheitsverwaltung. Dem St. Hedwig-Krankenhaus werden jedoch nur noch Kapazitäten für chirurgische Betten in der Inneren Medizin und der Urologie zugestanden.

Trotzdem hat die AOK-Berlin im Oktober 2005 einen Sondervertrag mit der Klinik zur Endoprothesenversorgung von AOK-Versicherten geschlossen. Wegen der Vorwürfe gegen das Haus hat die Krankenkasse den Vertrag nun ausgesetzt .

Der Gesundheitsexperte der Berliner Linken, Wolfgang Albers, kritisierte diesen Vertrag. Denn die dadurch verursachte gezielte Steuerung von Patientenströmen in das Krankenhaus sei falsch.

Die AOK verweist dagegen darauf, dass seit 2002 die Schiedsstelle jedes Jahr entscheide, dass in dem Krankenhaus weiterhin orthopädische Operationen durchgeführt werden dürfen. Deshalb habe man auch 2005 keinen Grund gesehen, nicht mit der Klinik einen solchen Vertrag zu schließen.

Das Krankenhaus hält an seiner Chirurgie fest. Laut Senatsgesundheitsverwaltung hat die Klinik gegen die Krankenhausplanung geklagt. Über die Klage sei noch nicht entschieden. „Wir werden weiterhin diese Leistungen anbieten“, sagte eine Kliniksprecherin gestern.

Der Haftpflichtversicherer der Klinik erklärte, dass er die Haftung für Schadensersatzforderungen von Patienten übernehme. „Es sind Fehler vom Krankenhaus gemacht worden", sagte eine Sprecherin der R&V Versicherungen in Wiesbaden. Trotzdem prüfe man Regressansprüche gegen den Hersteller der Prothesen. Unter anderem sei die Beschriftung der Prothesen nicht eindeutig gewesen.

Im St.-Hedwig-Krankenhaus wurden mindestens 35 Menschen fehlerhafte Hüpfprothesen eingesetzt. Der Anwalt Jörg Heynemann vertritt eine Krankenkasse mit 31 betroffenen Berliner Versicherten und außerdem vier Einzelpatienten. Das St. Hedwig-Krankenhaus macht keine Angaben über die Zahl der implantierten Hüftprothesen.

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