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Berlin: Provisorium als Dauerlösung

Die Nord-Süd-Straße im Regierungsviertel soll bestehen bleiben, damit keine Autos direkt vor dem Kanzleramt entlangfahren

Provisorien bleiben manchmal ewig. Wie wohl auch die Straße im Regierungsviertel zwischen dem Kanzleramt und dem Paul-Löbe-Haus des Bundestages. Inzwischen hat sich das Bundeskanzleramt so sehr an den „Schwarzbau“ gewöhnt, dass er erhalten werden soll. Und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat nach Tagesspiegel-Informationen bereits signalisiert, dass aus dem Provisorium, das ohne das übliche Genehmigungsverfahren entstanden ist, eine Dauerlösung werden könnte.

Die namenlose Straße war für den Nord-Süd-Verkehr als Baustraße errichtet worden, weil der Tiergartentunnel, der den Durchgangsverkehr aufnehmen soll, nicht rechtzeitig fertig geworden war. Nach dessen Eröffnung im März 2006 sollte die provisorische Straße wieder verschwinden, die über das als Bundesforum konzipierte Gelände sowie um die Schweizer Botschaft herum führt. Für ihren Abriss hatte sich vor allem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eingesetzt, da die Verbindung meist als Schleichweg genutzt werde. Widerstand kam zunächst vor allem vom Bundestag.

Mitte der 90er Jahre hatten die Planer noch vorgesehen, den nach dem Tunnelbau an der Oberfläche verbleibenden Nord-Süd-Verkehr über die Konrad- Adenauer-Straße zu führen, die direkt vor dem Paul-Löbe-Haus liegt – und dort sogar überdacht ist. Nachträglich kamen den Parlamentariern dann aber Bedenken. Eine Durchgangsstraße direkt vor der Tür könnte Besucher gefährden, hieß es nun.

So kam die Stadtentwicklungsverwaltung auf die Idee, den gesamten Durchgangsverkehr aus diesem Bereich zu verbannen; nur noch „Berechtigte“ sollten dort weiter fahren dürfen.

Die Autos müssten nach einem Abriss der Baustraße über die Willy-Brandt-Straße fahren, die wiederum direkt vor dem Kanzleramt liegt und heute für den Autoverkehr gesperrt ist. Nur Busse dürfen hier entlangfahren. Dabei soll es nach dem Willen des Kanzleramts auch bleiben, bestätigte Astrid Kny, die Sprecherin von Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU). Sie macht unter Verweis auf die Anschläge von New York am 11. September 2001 vor allem Sicherheitsaspekte geltend. Dass sich der heute noch gesperrte Abschnitt der Willy- Brandt-Straße auch hervorragend für das Parken von Fahrzeugkolonnen, etwa bei Staatsempfängen eignet, spiele keine Rolle, sagte Kny.

Sollte aus dem Provisorium eine Dauerlösung werden, müsste die Baustraße nachträglich als öffentliche Straße genehmigt werden. Die heute vierspurige Anlage solle dann aber nur noch zwei Fahrspuren erhalten, heißt es bei den Planern in der Stadtentwicklungsverwaltung. Die Straße müsste auf jeden Fall neu gebaut werden, denn sie war von vornherein nur für eine Nutzung von wenigen Jahren vorgesehen.

Damit wären aber auch die Pläne der Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank endgültig hinfällig, die hier im „Band des Bundes“ ein Bundesforum vorgesehen hatten.

Dass noch nichts endgültig entschieden ist, zeigen die neu angebrachten Fahrradstreifen auf der „illegalen“ Verbindungsstraße. Sie haben eine gelbe Markierung erhalten, was das Provisorium deutlich machen soll.

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