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Berlin: Prozess: Fall von 185-fachen Kindesmissbrauchs vor Gericht

Wie im Rausch sei er da hineingeschliddert. Die Umwelt geronn zum monströsen Reich sexueller Stimulationen.

Wie im Rausch sei er da hineingeschliddert. Die Umwelt geronn zum monströsen Reich sexueller Stimulationen. Mittendrin thronte Frank N., gut verdienender Handwerker mit Haus und Familie. Ein Lamm, wie er so vor dem Richter der 30. Großen Strafkammer am Landgericht sitzt. Niemandem habe er schaden wollen. Geliebt habe er seine Tochter Stefanie. Dennoch missbrauchte er sie und ihre Schwester in 185 Fällen, wie es in der Anklageschrift heißt, machte pornographische Fotos, die er im Internet tauschte und schließlich auf CDs gepresst in der Kinderporno-Gemeinde feilbot.

Als es 1996 anfing, war Stefanie knapp 10 Jahre alt. Frank N. und seine Frau siedelten 1989 in den Westen über, er gründete eine Malerfirma, kaufte ein Haus, baute es aus mit Büro und Swimming-Pool. Nebenbei schaffte er sich Computertechnik an, bis schließlich in jedem Zimmer ein PC stand. Das Surfen auf den einschlägigen Seiten, das Austauschen pornographischer Fotos, geriet zur Manie. Doch vor dem Internetrausch, dem virtuellen Sex, kam der reale. Zuerst nur "Streicheln und Kuscheln" in der Badewanne, dann immer mehr und immer öfter. Nebenbei musste Stefanie für Fotos posieren, zuhause oder im Wald.

"FKK", sagt Frank N. dazu. Seine Frau habe nie etwas bemerkt, versichert der Angeklagte. Sex gehörte zu den Tabuthemen im Haus. Konflikte wurden einfach totgeschwiegen - ein Fehler, weiß er heute. Wie soll man für Kindesmissbrauch Worte finden? Frank N. sagt einmal "events" zu den 185 Vergehen gegen seine Töchter. Er wisse erst heute, was er ihnen angetan habe. Seine Frau will sich scheiden lassen, das Haus ist verkauft.

Erst bei der Befragung durch den Staatsanwalt kommt ans Licht, dass Frank N. seiner Tochter als Respektsperson gegenübertrat, manchmal Wutausbrüche erlitt oder absurde Sanktionen wie etwa ein Trinkverbot verhängte. Das Geschäft mit der Pornographie war gerade erst angelaufen, als Frank N. im Februar festgenommen wurde. Sein Prozess wird fortgesetzt.

loy

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