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Prozess: Liebe gesucht und Betrüger gefunden

Das späte Glück schien sich über einen Internet-Flirt zu erfüllen, doch dann folgten Erpressung und Betrug. Ein 75-Jähriger versprach einer gleichaltrigen Frau die große Liebe und nahm ihr 20.000 Euro ab. Jetzt muss er 20 Monate ins Gefängnis.

Das späte Glück schien sich über einen Internet-Flirt zu erfüllen: Bei Erika S., 75 Jahre alt, hatte es „Klick“ gemacht. Ein Mann aus Berlin, angeblich geschieden und auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung, eroberte mit seinen E-Mails das Herz der Witwe aus Hessen. Jetzt saß sie ihm im Amtsgericht gegenüber: Sie fand laut Anklage einen Betrüger, der ihr Liebe vorgegaukelt, 20 000 Euro abgenommen und sie obendrein schamlos mit intimen Fotos unter Druck gesetzt hat.

Groß und stattlich ist Werner L. aus Lichtenberg. Im Internet war er als Architekt von 70 Jahren mit Privathaus und Bauprojekt unterwegs. Tatsächlich ist er fünf Jahre älter, verheiratet und wohnt in einem Plattenbau. Von dort aus knüpfte er emsig Kontakte. Mehr als 40 000 E-Mails befanden sich auf seinem Computer, als Polizisten nach zwei Anzeigen von Frauen die Wohnung von L. durchsuchten.

Seine Worte klangen seriös. „Die Entfernung von sechs Stunden Zugfahrt ist kein Hindernis für eine solche Beziehung“, umgarnte er Erika S. (Name geändert). Er stand dann auf dem Bahnsteig. Sie war aufgeregt. Letzte Zweifel verschwanden bald. Sie kamen sich sehr nah. Allerdings war sein Fotoapparat dabei. Sie ließ es geschehen. Bei seinem zweiten Besuch im Herbst 2009 sprach er von einem finanziellen Engpass. „Ich lieh ihm 20 000 Euro“ sagte die Zeugin. Danach habe er sich nicht mehr gemeldet. Als sie ihr Geld verlangte, blieb er stumm. In ihrem Briefkasten aber fand sie Nacktfotos von sich selbst, die wie Postkarten wirkten.

Ähnlich lief es Ermittlungen zufolge bei Frauke C. aus Brühl am Rhein. „Er bat mich um 18 000 Euro“, sagte die Buchhalterin. Sie habe abgelehnt. Doch auch von ihr hatte er bereits Nacktfotos geschossen. Er habe gedroht: „Ich habe da was in der Hand, womit ich dich unmöglich machen kann.“ Sie ging wie Erika S. zur Polizei. Er wies im Verfahren die Vorwürfe zurück. Die Richterin aber glaubte den Frauen. Skrupellos sei L. vorgegangen. Das Urteil ließ ihn erstarren: 20 Monate Gefängnis.

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