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Prozess: Steglitzer Messerstecher vor Gericht

Der Mann war rabiat. Wenn ihm etwas nicht passte, soll er seine Ehefrau anfangs beschimpft, dann bespuckt, schließlich geschlagen haben. Auch nach der Trennung gab Lotfi M. keine Ruhe. Bis er drei Jahre nach der sonnigen Hochzeit in Tunesien seine deutsche Frau niederstach.

Seit Freitag steht er wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Der 33-Jährige soll in der Nacht zum 5. Juni in die Steglitzer Wohnung seiner Noch-Ehefrau eingedrungen sein. Er sei ein Regenrohr hinaufgeklettert und über den Balkon eingestiegen. Ein derartiges Anschleichen aber bestritt der Tunesier. Er habe mit seiner Frau reden wollen. Es sei um die beiden gemeinsamen Kinder gegangen. Er habe kurz zuvor per Post erfahren, „dass ich kein Recht mehr habe, die Kinder zu sehen“. Deshalb habe er ihr Vorwürfe gemacht. „Ich fand vielleicht nicht die richtigen Worte.“

Die Messerattacke gab der Angeklagte zu. Doch nach seiner Version war es kein gezielter Angriff. Seine Frau sei es gewesen, die das Messer zuerst genommen und in seine Richtung gestochen habe. „Es fiel dann zu Boden, ich nahm es, ich war sehr aufgebracht.“ An den Stich könne er sich nicht konkret erinnern. Ganz sicher aber sei: „Ich wollte sie nicht töten.“ Die 40-jährige Krankenschwester kam mit einer Kehlkopfverletzung ins Krankenhaus. Lotfi M. wurde noch am selben Tag festgenommen.

Die Steglitzerin hatte sich im Urlaub in M. verliebt. Ein Jahr später zog er zu ihr, doch es ging nicht lange gut. „Ich konnte schwer Fuß fassen“, sagte der Angeklagte. „Die Abhängigkeit von meiner Frau belastete mich“, er trank viel Alkohol. Ein Jahr nach der Hochzeit trennte sich die Frau erstmals. Lotfi M. soll sich damit nicht abgefunden haben. Es kam wohl auch wegen der Kinder wieder zu Annäherungen, doch die Probleme blieben. Der Prozess wird am 17. Dezember fortgesetzt. (K. G.)

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