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Hinter Akten. Der Angeklagte Björn K. und sein Anwalt im Gericht.

© dpa/Bernd Settnik

Prozess um Feuer in Beelitz: Matratzen in Flüchtlingsheim angezündet

Björn K. soll zu Silvester eine für Asylbewerber vorgesehene Unterkunft in Beelitz in Brand gesetzt haben. Vor Gericht bestreitet der 30-Jährige den Vorwurf. Aber eine Zeugin belastet ihn schwer.

Während die Brandstifter von Tröglitz noch gesucht werden, muss sich Björn K. derzeit vor dem Potsdamer Amtsgericht verantworten. Dem 30-Jährigen wird vorgeworfen, in der Silvesternacht 2012/2013 ein leer stehendes Erntehelferlager in Beelitz-Heilstätten angesteckt zu haben, in dem Asylbewerber untergebracht werden sollten. Er bestreitet die Tat, gibt dabei aber aus Sicht von Beobachtern kein überzeugendes Bild ab. Vor allem gibt es mit Nicole J. eine Zeugin, die ihn schwer belastet. In dieser Woche wurde der Fall verhandelt, ein Urteil wird am 6. Mai erwartet.

Björn K. war in jener Nacht Gast einer Silvesterparty. Dort war auch Nicole J., die erzählte, wie er getönt habe: Niemand wolle das neue Asylbewerberheim, aber einer müsse ja mal aktiv werden. Tatsächlich hatten sich einige Anwohner damals über die Pläne aufgeregt. Die 24-Jährige erinnerte sich, wie sie nach Mitternacht – die Partygesellschaft war zum Anstoßen rausgegangen – Björn K. in ein Fenster des nahen Heimes einsteigen sah. Er soll eine Matratze und einen Vorhang angezündet haben. Kurz darauf habe das Haus gebrannt. Die Feuerwehr konnte den Schaden auf 25.000 Euro begrenzen. Die 40 Asylbewerber zogen nach dem Hausumbau trotzdem im Frühjahr 2013 ein.

Nicole J. war der Angeklagte, der im Sommer mit ihrem Freund zu Angelausflügen aufgebrochen war, immer unsympathisch gewesen – auch weil er schon mal im Gefängnis war. Die Tagesmutter war eine der wenigen Zeugen, die einen souveränen Eindruck hinterließen. Andere Partygäste, die eher zugunsten von Björn K. aussagten, hatten sich schon bei den Vernehmungen vergaloppiert. Es laufen inzwischen fünf Verfahren wegen versuchter Strafvereitlung gegen sie.

Der Anwalt des Angeklagten, Torsten Hildebrandt, erklärte dazu gestern: „Mit solchen Verfahren kann die Staatsanwaltschaft jeden unliebsamen Zeugen aus dem Verfahren ausschließen.“ Staatsanwalt Günter Handke hielt entgegen, dass die umstrittenen Aussagen massiv den Ermittlungsergebnissen widersprochen hätten.

Staatsschutz: Umfeld bestätigt fremdenfeindliche Haltung

Der Verdacht war schnell auf den vielfach vorbestraften Björn K. gefallen. Nach einer Hausdurchsuchung bei seiner Freundin in Falkensee, wo Björn K. lebte, war er untergetaucht. Erst im vergangenen Sommer wurde er bei einem Verkehrsunfall aufgegriffen und wegen eines vorangegangenen Vergehens inhaftiert. Bei der Verhandlung schwärmte Björn K., der aus Berlin-Staaken stammt, fast von den Ausbildungsmöglichkeiten im Gefängnis, die ihm bislang verwehrt geblieben seien. Auf dem Arbeitsmarkt habe er wenig Erfolg gehabt, zumal überall sein Führungszeugnis verlangt werde.

Vom Vorwurf, das Heim angezündet zu haben, sei er total überrascht gewesen, sagte er. Gegen Ausländer habe er nichts, alle gemeinsam würden wir auf dieser Erde leben. Während der Tatzeit habe er allein in der Küche seiner Gastgeber gesessen. Andere Zeugen gaben an, sie hätten ihn draußen mit seinem Hund gesehen.

Die fremdenfeindliche Haltung von Björn K. wurde laut Staatsschutz zumindest aus dessen Umfeld bestätigt. Auch die Spur eines Nike-Schuhs, Größe 44,5, könnte auf ihn hindeuten. Diese wurde auf einer Matratze an einem unverriegelten Fenster des angezündeten Hauses gefunden. Die Spur stamme möglicherweise von Björn K., sagen Kriminaltechniker.

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