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Berlin: Prozess um Raubüberfälle in der Bahn

Junge Männer waren auf Geld und Ärger aus

Der attackierte Fahrgast hatte sie nicht provoziert. „Der hat aber keinen Platz gemacht“, sagte Jens S. auf der Anklagebank. „War mir zu viel, was der sich erlaubt hat“, schob er hinterher. Das Opfer stand wenig später ohne Brieftasche auf einem U-Bahnhof. Kurz darauf sollen S. und sein Kumpel Steve E. an einer Haltestelle zwei 16-Jährige „abgezogen“ haben. Um beide Überfälle geht es seit gestern vor dem Landgericht.

Die arbeitslosen Angeklagten waren in jener Septembernacht mit einem Freund und einer jungen Frau unterwegs zu einer Geburtstagsfeier in Hellersdorf. Es war nach ihrer Darstellung nicht geplant, andere Fahrgäste auszurauben. Die Taten seien eher aus einer Alkohollaune heraus geschehen. Der 21-jährige E. gab an, er habe auch der Frau in der Gruppe imponieren wollen und deshalb auf „Macker“ gemacht.

Zwischen den U-Bahnhöfen Wuhletal und Kaulsdorf-Nord hatten sie zunächst einen jungen Mann angepöbelt. „Du stinkst, verschwinde, sonst gibt es Prügel“, soll E. angekündigt haben. Der Angesprochene reagierte nicht. „Wir können auch anders“, soll S. nachgelegt haben. Von einem angedrohten Schlag mit einer Wodkaflasche ist in der Anklage die Rede. „Das habe ich nicht gemacht“, bestritt S. aber mehrfach. Dass dem Fahrgast das Portemonnaie mit EC-Karte, Ausweis, Monatskarte und einem Euro abgenommen wurde, gab er zu.

Etwa eine Stunde später standen sie an einer Straßenbahnhaltestelle und sahen zwei Schüler. „Wir wollten nach dem Weg fragen, dann ist die Situation eskaliert“, sagte E., der damals einen Schlagstock im Hosenbund trug. „Weil sie sagten, dass sie keine Zigaretten hätten“, begründete der mehrfach vorbestrafte S. den Angriff; er hatte einen Schraubendreher dabei. Als sie dann einem der Schüler seinen MP3-Player abgenommen hatten, griff eine Polizeistreife ein. Der Prozess wegen schweren Raubes wird morgen fortgesetzt. K. G.

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