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Prozess um Schönheits-Operationen: Verunstaltet aufgewacht

Im Prozess gegen Schönheitschirurgen sagt erstmals eine Patientin aus. Die Frau erhielt eine Brustvergrößerung – mit erschreckendem Ergebnis.

Die Verkäuferin war 40 Jahre alt, als sie zu einem Schönheitschirurgen ging. Für 6600 Euro sollte Manuel H., Doktor der Medizin, eine Brustvergrößerung und Straffung vornehmen. Sieben Jahre später saß sie als Zeugin im Gerichtssaal. „Wir hatten uns auf 80-Milliliter-Implantate geeinigt, ich wachte aber mit 327 Milliliter großen Implantaten auf“, sagte Ina B. am Mittwoch. Auf ihr Entsetzen habe H. nur erklärt: „Das sieht natürlicher aus.“ Zwei Wochen später kam es zu Komplikationen. Wie drei weitere Patientinnen, die der Nürnberger Arzt in Berlin operiert hatte, zeigte sie ihn an.

Manuel H. blätterte in Unterlagen, als Ina B. (Name geändert) über den Albtraum nach der Schönheits-OP berichten sollte. „Es kam zu einer Entzündung, ich wollte ihn erreichen, er war nicht da.“ Der inzwischen 46-jährige Arzt hatte in Berlin in verschiedenen Kliniken und Praxen das Skalpell geführt. „Ich erreichte ihn dann in Nürnberg“, sagte die Zeugin. Per Telefon seien Medikamente verordnet worden. Sie ging zu ihrer Hausärztin und bekam Antibiotika. H. habe ihr nur geraten: „Immer schön massieren.“

Von einem unsachgemäßen Eingriff geht die Anklage aus und wirft H. wie in den anderen drei Fällen Körperverletzung vor. Vor der Operation seien die vier Frauen nicht ordnungsgemäß über mögliche Risiken aufgeklärt worden. Zudem soll die Nachsorge mangelhaft gewesen sein. Manuel H. aber bestritt: „Das ist falsch.“ Er äußerte sich bislang nur zu Ina B., dem ersten Fall der Anklage. Kleinlaut gab er zu, dass er – zumindest im deutschen Sinne – kein Facharzt für plastische Chirurgie ist. Er hatte zwar eine Ausbildung in einem Regensburger Krankenhaus begonnen. Doch die konnte er nicht beenden, weil er ohne Abschluss in der Praxis seiner Frau ein Face-Lifting vorgenommen hatte. Die Klinik kündigte ihm. Im Jahr 2006, so H., habe er eine Facharztprüfung abgelegt. In Moldawien.

„Es kam dann zu einer zweiten Operation“, sagte die Zeugin. Das war eineinhalb Monate nach der Brustvergrößerung. Wundwasser hatte sich angesammelt. Sie hoffte, dass ein erneuter Eingriff das Problem lösen würde. Doch wieder war sie entsetzt: „Als ich aufwachte, hatte ich keine linke Brust.“ Zwei Wochen später die dritte Operation. Sie bekam ein neues Implantat. Geblieben aber sich Schmerzen und eine verunstaltete Hängebrust.

Klärte H. die Patientin auf? „Es ist alles so lange her“, sagte die Zeugin. Es habe ein Einführungsgespräch gegeben. „Etwa 15 Minuten, er zeigte mir die kleinen Implantate, schien aber mit seinen Gedanken woanders zu sein.“ Über Risiken aber hätten sie nicht gesprochen. „Dass die Brust möglicherweise hinterher verquer sitzt, sagte er nicht“. Was sie genau unterzeichnete, konnte die Zeugin nicht mehr sagen. Ihre Befragung wird voraussichtlich Mittwoch fortgesetzt.

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