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Die Verteidiger der Angeklagten beim sogenannten "Rocker-Prozess" im Kriminalgericht Berlin-Moabit.

© dpa

Prozess um Wettbüro-Mord in Berlin: Laptops für angeklagte Hells-Angels-Rocker

Beim Prozess gegen Hells-Angels-Mitglieder in Moabit gab es am sechsten Prozesstag zumindest eine gute Nachricht für die Angeklagten. Der Kronzeuge äußerte sich nicht mehr.

Der Mann mit Sonnenbrille und rasiertem Kopf sollte seinen Platz hinter Panzerglas eigentlich verlassen und seine mit Spannung erwartete Aussage fortsetzen. Doch für Kassra Z., der als Kronzeuge gilt, meldeten sich seine Verteidiger zu Wort. Keine freie Rede mehr, man werde das verlesen, was Z. bei der Polizei zu Protokoll gegeben hatte. Irritation im spektakulären Rocker-Prozess gegen elf Angeklagte. Für sie hatten die Richter zuvor eine gute Botschaft: Laptops für alle.

Es geht um gemeinschaftlichen Mord vor dem Kriminalgericht in Moabit, laut Anklage heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen begangen. Am fünften Prozesstag sah es aus, als käme ordentlich Schwung in den größten Berliner Prozess um Kriminalität im Rocker-Milieu: Am Dienstag hatte Kassra Z., genannt der „Perser“, mit seiner Aussage begonnen. Deutlich und mit Tempo. Zu schnell, kritisierten Verteidiger der einstigen „Brüder“ von Z. und verlangten eine Tonband-Aufzeichnung. Die Richter lehnten dies aber am sechsten Prozesstag ab.

Laptops ohne Internet und USB für die Angeklagten

Ein anderer Beschluss wird auf die Landeskasse drücken: Alle elf Männer auf der Anklagebank werden mit einem Laptop ausgestattet. „Wegen des erheblichen Akten- und Datenumfangs“, begründeten die Richter. Knapp 800 Megabyte sollen es sein. Zu größerer Leistung müssten die Geräte auch nicht in der Lage sein, hieß es. Die Geräte werden von IT-Experten der Justiz bespielt und den Angeklagten ausgehändigt. „Zur Einsicht in der Haftanstalt, um im weiteren Verfahren eine sachgerechte Verteidigung zu gewährleisten“, so das Gericht. Alle USB-Anschlüsse allerdings werden gekappt. Das heißt, mit den Geräten kann das Internet nicht benutzt werden, auch Computerspiele sind unmöglich.

Zehn der elf Angeklagten gelten als Mitglieder der Hells Angels, mit dem 30-jährigen Kadir P. sitzt ihr Boss als einer der Verdächtigen mit in dem massiv bewachten Saal. P. habe den Mord in einem Wettbüro in Auftrag gegeben – „aus Rache und um seine Macht- und Führungsposition zu verdeutlichen“, so die Anklage.

Die Verteidiger widersprechen einander

13 teilweise vermummte Männer waren am 10. Januar in das Wett-Café in Reinickendorf gestürmt. Acht Schüsse fielen innerhalb von fünf Sekunden. Der 26-jährige Tahir Ö., der am Tisch saß, hatte keine Chance. Er hatte sich Wochen zuvor mit Hells-Angels angelegt.

Kaum hatten die Verteidiger von Z. mit der Verlesung begonnen, widersprachen andere. Ein Protokoll mit Fragen und Antworten als Einlassung eines Angeklagten sei unzulässig. Die Richter wollen bis Dienstag darüber entscheiden.

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