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Prozessauftakt in Berlin: Renommierter Geigenlehrer soll Schülerin vergewaltigt haben

Es ist ein schwerer Vorwurf - und die Beweislage ist schwierig. Ein Musiklehrer und renommierter Orchestermusiker soll eine 29-jährige Schülerin vergewaltigt haben. Nun steht er vor Gericht.

Er ist ein geschätzter Orchestermusiker und Geigenlehrer. Sie stand am Anfang ihrer Karriere und wollte ihr Spiel durch Unterricht bei ihm verbessern. Knapp zwei Jahre später sitzen sich der 50-jährige Mann und die 29-jährige Violinistin vor Gericht gegenüber. Der Musiker, seit Jahren Mitglied eines renommierten Orchesters, steht unter schwerem Verdacht. Er soll die junge Frau vergewaltigt haben. Ruhig, fast gelassen wirkte er zu Beginn der Verhandlung. Der Musiker hatte bei der Polizei zu den Vorwürfen geschwiegen, seinerseits Anzeige erstattet. Darin wirft er seiner Ex-Schülerin falsche Verdächtigungen vor. Ob er sich im Prozess äußern wird, ist offen. Über Stunden musste jedoch die junge Frau Rede und Antwort stehen. „Er wurde mir von Freunden und Kollegen empfohlen“, sagte sie. Damals habe sie unter Druck gestanden. „Bis zu 400 Bewerbungen kommen auf eine Orchesterstelle.“ Sie war zunächst sehr angetan von dem Unterricht. „Er war sehr engagiert, ich fasste großes Vertrauen – geigerisch und menschlich.“ Im Juni 2012 waren sie in Leipzig. In einem Hotel sei es zu Annäherungsversuchen gekommen. Die attraktive Frau sagte, sie habe ihn abweisen wollen. Er aber habe ein Nein nicht akzeptiert. „Ohne mich hast du keine Chance auf eine Stelle, ich habe meine Finger in allen Orchestern“, soll er gesagt haben. Wie gelähmt sei sie in Leipzig gewesen, habe Berührungen über sich ergehen lassen.

Den Kontakt habe sie kurze Zeit später aber abbrechen wollen. Am 9. Juli 2012 sei es in ihrer Wohnung zum Treffen gekommen, so die Frau. „Doch er ließ mich nicht zu Wort kommen, er zerrte mich auf das Bett, ich wehrte mich mit aller Kraft.“ Sie habe gefleht und geweint. Nach der mutmaßlichen Vergewaltigung soll der Familienvater seine Ex-Schülerin mit SMS, Anrufen und Dauerklingeln an ihrer Wohnungstür terrorisiert haben. Bei ihrer Aussage schüttelte der Violinist immer wieder den Kopf. Als wollte er sagen: „Nichts ist wahr!“ Aussage steht gegen Aussage. Wie so oft in Prozessen um sexuelle Gewalt ist die Beweislage schwierig. Tatzeugen gibt es nicht, wohl aber Handy-Nachrichten. Die Richter müssen entscheiden: Ist das mutmaßliche Opfer glaubwürdig? Für den Prozess sind vier weitere Tage geplant.

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