zum Hauptinhalt
Schöne Töne. Auch wenn die Staatsoper im Ausweichquartiert residiert – am Wochenende wird in der alten Heimat am Bebelplatz musiziert. Foto:dapd/Patrick Seide

© dapd

Public Viewing für Opernfans: Don Giovanni aus dem All

Am Wochenende steht auch am Bebelplatz eine Riesenleinwand – anlässlich der „Staatsoper für alle“. Einen Tag gibt es Oper via Satellit aus dem Schiller-Theater, am anderen Konzert unter freiem Himmel.

Wo Leinwände stehen, gibt’s derzeit in der Regel Ball zu sehen – auf dem Bebelplatz wird am Sonnabend eine Ausnahme gemacht. Dann läuft Mozarts „Don Giovanni“ zu großer Form auf – mit mehr als 80 Quadratmetern ist die Leinwand sogar 20 Quadratmeter größer als der Hauptbildschirm der Fanmeile. Dafür muss sich der Bebelplatz hinsichtlich des Fassungsvermögens geschlagen geben – mit 25 000 zu 500 000. Nach Don Giovanni erklingt am Sonntag, dem zweiten Tag des 6. „Staatsoper für alle“-Wochenendes, Tschaikowskys „Sinfonie Nr 4.“ und „Klavierkonzert Nr. 1“. Es spielt die Staatskapelle unter Leitung Daniel Barenboims.

So viel Technik beim Opern-Public-Viewing gab es nie. Weil die Staatsoper Unter den Linden saniert wird, singen die Schauspieler in ihrer vorübergehenden Heimat, dem Schillertheater in Charlottenburg. Sechs Kilometer vom Freiluft- Publikum entfernt. Damit Bild und Ton schnell und synchron in Mitte ankommen, haben die Veranstalter erstmals eine Verbindung über den Satelliten Astra 1D gebucht. „Wir können ja nicht sechs Kilometer Kabel durch Berlin legen“, sagt Technikchef Markus Mechelhoff . 100 Mikrofone nehmen im Theater auf, sieben Kameras filmen. Noch an Ort und Stelle schneidet ein Regisseur in Echtzeit die Bilder. Ein Übertragungswagen schickt die Signale dann vom Schillertheater mehrere zehntausend Kilometer hoch ins All, ein zweiter empfängt sie mit minimaler Verzögerung am Bebelplatz. So, wie man es täglich von Liveberichten im Fernsehen gewohnt ist.

Barenboim trifft mit „Don Giovanni“ auf einen alten Bekannten. „Das war vor 40 Jahren die erste Oper, die ich dirigiert habe“, sagt er. Beim ersten Opern-Public-Viewing im Jahr 2007 sei er übrigens nur durch Zufall am Dirigentenpult gelandet. „Ich war damals gar nicht vorgesehen, ich bin für jemanden eingesprungen“, sagt er. Nun ist er nicht mehr wegzudenken.

Nach der Opernvorstellung düsen Dirigent Barenboim und die Sänger mit dem Bus von Charlottenburg nach Mitte, um sich vor den Zuschauern zu verbeugen. Damit diese nicht zu lange warten müssen, tricksen die Veranstalter ein bisschen und übertragen die Vorstellung mit zehn Minuten Verzögerung. Wenn auf der Leinwand der Vorhang fällt, rollen die Künstler bereits durch Berlin. Eine Eskorte der Polizei gibt es aber nicht. „Sonnabends gegen 22 Uhr sollte das vom Verkehr gut zu machen sein“, meint Technikchef Mechelhoff.

Am Sonntagmittag zum Konzert bekommen die Berliner den Dirigenten Barenboim, den Pianisten Yefim Bronfman und die 82 Musiker der Staatskapelle dann leibhaftig auf der Bühne zu sehen. Diese steht dann wie im vergangenen Jahr, als es nur das Konzert und keine Opernübertragung gab, vor dem Haupteingang der Humboldt-Universität.

Die Straße Unter den Linden ist vorm Bebelplatz am Sonnabend von 15 bis 23 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr gesperrt. Nach dem Konzert hat Fußballfan Barenboim genug Zeit, es sich für das Finale vorm Fernseher gemütlich zu machen. Wem er dann die Daumen drückt, verrät er nicht. Der gebürtige Argentinier hat jedenfalls auch einen spanischen Pass.

Sonnabend, Übertragung „Don Giovanni“, 19 Uhr, Sonntag Konzert der Staatskapelle, 13 Uhr, beides gratis und auf dem Bebelplatz, Mitte. Weitere Informationen sind unter www.staatsoper-fuer-alle.de erhältlich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false