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Berlin: Python im Hausflur

Bei Schlangenalarm wendet sich die Polizei an einen Rentner in Woltersdorf

Horst Gettel kennt das schon. Wenn bei dem 77-Jährigen mitten in der Nacht das Telefon klingelt, dann ist die Berliner Polizei dran. Und das heißt: Es ist wieder mal Schlangenalarm. Am Mittwoch klingelte es morgens um halb sechs bei ihm. Die Beamten hatte in Niederschöneweide einen Python gefangen.

Die gut einen Meter lange Schlange hatte einem 30 Jahre alten Mann einen Schrecken eingejagt. Dieser war um kurz nach fünf auf dem Weg zur Arbeit und traf auf dem Treppenabsatz auf den Python. Doch die Schlange war, wie sich später herausstellte, ungiftig, unterkühlt, und daher ein bisschen schlapp.

Der 30-Jährige stolperte wieder die Treppen hoch und rief die Polizei. Die Beamten kamen mit Blaulicht, fingen das Tier ein und steckten es in einen Versandkarton für Katzen. Das reichte aus, um den Python bis nach Woltersdorf zu fahren und bei Horst Gettel abzuliefern.

Mit Schlangen kennt sich der Rentner aus. Er betrieb von 1949 bis zur Wende eine Schlangenfarm, züchtete Kreuzottern, deren Gift für die Produktion von Anti-Rheumatika in der DDR benötigt wurde. Das wäre mit exotischen Giftschlangen zwar deutlich einfacher gewesen, aber die konnte sich die DDR wegen des Devisenmangels nicht leisten.

Zum Ansprechpartner für die Berliner Polizei in Sachen Giftschlangen wurde Gettel 1995, als weder die Schlangen-Experten des Zoos (Gettel: „Der hatte Urlaub“) noch des Tierparks (Gettel: „Der hatte Feierabend“) zur Verfügung standen, um eine gefährliche Mamba einzufangen. Die stellte sich zwar als eine harmlose Ringelnatter heraus – doch Gettel blieb als Schlangenexperte gefragt.

Der Python liegt jetzt bei Gettel und seiner Frau im Wintergarten. Meldet sich der Besitzer des Tiers in den nächsten Tagen nicht bei ihm, will Gettel die Schlange weggeben – an den Zoo oder den Tierpark.

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