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Herren der Ringe. Heinz-Friedrich Harre (r.) und Reinhard Lüschow sind das erste Männer-Paar, das eine eingetragene Lebensparternschaft einging. Am 1. August 2016 sind es 15 Jahre.

© Julian Stratenschulte dpa

15 Jahre eingetragene Lebenspartnerschaft: Das erste Homo-Ehepaar ist immer noch happy

Viele Ehen sind früher kaputt: Seit 15 Jahren sind die beiden Männer aus Hannover zusammen, die als erste die eingetragene Lebenspartnerschaft wählten.

Die Bilder von ihrem Kuss gingen vor 15 Jahren um die Welt: Heinz-Friedrich Harre (63) und Reinhard Lüschow (55) waren am 1. August 2001 das erste Paar in Deutschland, das als eingetragene Lebenspartnerschaft den Bund fürs Leben schloss. Als die beiden Männer aus dem Alten Rathaus von Hannover traten, wurden sie von Fotografen und Kameraleuten bedrängt. Sie sind heute noch glücklich zusammen und sehen sich im Kampf um die gesellschaftliche Anerkennung von Schwulen und Lesben fast am Ziel. „Die Neugier hat nachgelassen. Es ist normal, sichtbar und Alltag geworden“, sagt Harre. Auch Verbesserungen im Steuerrecht seien erreicht.

Das Paar würde gern heiraten

Das Paar würde allerdings noch ein zweites Mal zum Standesamt gehen - und zwar zusammen, falls in Zukunft hetero- und homosexuelle Paare gesetzlich völlig gleichberechtigt werden. „Wir sind für die Öffnung der Ehe“, betont Lüschow. „Den meisten Menschen ist der Unterschied allerdings überhaupt nicht bewusst.“

Derzeit haben Schwulen und Lesben kein Recht auf die Ehe, sondern können nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Auch der Lesben- und Schwulenverband kämpft für die Öffnung der Ehe. „Wir brauchen keine zwei Institute“, sagt Bundesvorstandsmitglied Axel Hochrein. Selbst in der CDU und CSU bröckele der Widerstand gegen eine völlige Gleichstellung. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann twitterte kürzlich, er halte einen Durchbruch bei der Eheöffnung im Herbst 2017 für realistisch - also nach der nächsten Bundestagswahl.

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Hannovers OB Schmalstieg kam persönlich

Die Berühmtheit als erstes deutsches Homo-„Ehepaar“ - inklusive Schlagzeilen in den USA und Kanada - verdanken Harre und Lüschow dem damaligen Oberbürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg (SPD). Er hatte um eine Vorverlegung der Zeremonie auf 8.20 Uhr gebeten, um persönlich dabei zu sein. Alle anderen Standesämter der Republik öffneten später. Noch ein paar Tage vor der Hochzeit war unklar, ob sie überhaupt stattfinden kann, weil Sachsen und Bayern beim Bundesverfassungsgericht einen Eilantrag gegen das von Rot-Grün durchgesetzte Lebenspartnerschaftsgesetz gestellt hatten.

Mehr als 40.000 eingetragene Lebenspartnerschaften

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wohnten 2014 deutschlandweit rund 41 000 gleichgeschlechtliche Paare als eingetragene Lebenspartnerschaft in einem Haushalt zusammen. 2006 waren es knapp 12 000. Die Zahl der schwulen und lesbischen Paare „ohne Trauschein“ ist nicht bekannt.

Eine Reise zum Jubiläum

„Ein Neffe hat seine Frau später auch am 1. August geheiratet. Er meinte, das bringt Glück, wenn er unsere Beziehung sieht“, erzählt Lüschow. „Darauf sind wir schon ein bisschen stolz.“ Das Paar hat eine schwere Zeit hinter sich. Bei Harre, der inzwischen Rentner ist, verschlimmerte sich die chronische Lungenkrankheit COPD. Nach seinem Arbeitstag als Finanzbeamter übernimmt Lüschow nun auch die Hausarbeit und das Einkaufen. Aus Anlass ihres 15. Hochzeitstages wollen die beiden aber bald endlich wieder einmal gemeinsam in den Urlaub fliegen. (dpa)

Warum Schwule und Lesben so heiß aufs Heiraten sind, erklärt übrigens eine Folge unserer Kolumne "Queer weiß das".

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