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Wird die Ehe für alle zur Zerreissprobe für die CDU?

© dpa

Berliner CDU: CDU-Abgeordneter wirbt für und gegen die Ehe für alle

Mit einem Flyer kontern CDU-Mitglieder den offenen Brief ihrer Parteifreunde, die die Ehe für alle ablehnen. Ein Abgeordneter warb allerdings für und gegen die Ehe für alle – aus Versehen.

Von Sabine Beikler

Hans-Christian Hausmann hat ein Problem. Der CDU-Abgeordnete aus Rudow wirbt sowohl für als auch gegen die Ehe für alle. Sowohl auf dem am Mittwoch vorgestellten Flyer der Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe als auch in dem offenen Brief unter der Überschrift „Nein zur Ehe für Alle“ ist der 39-jährige Parlamentarier abgebildet. Wie kommt das? Dem CDU-Politiker ist dieser „banale Kommunikationsfehler“, wie er sagt, unangenehm. Denn eigentlich hat er eine klare Position: Er ist gegen die Öffnung der „Ehe für alle“.

In der „Hektik zwischen zwei Terminen“ habe er einem Fraktionskollegen zugesagt, er würde ihn unterstützen. Ohne zu wissen, dass sein Foto auf dem „falschen“ Flyer landet. Und als er es bemerkt hatte, war es schon zu spät: Die Vorlage war bereits im Druck. Jetzt lächelt Herr Hausmann neben dem CDU-Bundestagsabgeordneten Karl Georg Wellmann zur Überschrift „Wir sagen Ja zur Ehe“ auf dem Flyer.

Keine Zerreißprobe für die CDU

Der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck spottete, Hausmann „passe ein bisschen in die Kategorie teils teils“. Damit spricht er die siebenteilige Abstimmungsskala der geplanten Mitgliederbefragung der Berliner CDU an. Auf die Frage „Die CDU Berlin setzt sich seit Langem gegen jegliche Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ein. Sind Sie dafür, dass auch gleichgeschlechtliche Paare die Ehe eingehen können?“, können die 12.500 Berliner CDU-Mitglieder zwischen mehreren Varianten eine Antwort wählen: „Stimme voll und ganz zu, stimme eher zu, teils teils, stimme eher nicht zu, stimme überhaupt nicht zu, ich enthalte mich, ich finde das Thema nicht wichtig.“

Die Antwort „teils teils“ ist auch in der CDU höchst umstritten. Ranghohe Politiker sagen, auf diese „Nicht-Antwort teils teils“ hätte man getrost verzichten können.

Nachdem wie berichtet am Dienstag 17 CDU-Mitglieder der Abgeordnetenhausfraktion in einem offenen Brief ihre Ablehnung gegenüber der Ehe für alle artikuliert hatten, zogen die Befürworter am Mittwoch mit einer spontanen Aktion medienwirksam vor dem Brandenburger Tor nach. CDU-Generalsekretär Kai Wegner sagte, er habe schon vor dem Irland-Referendum zur Ehe für alle im Mai für die Öffnung der Ehe plädiert. Und er freue sich, dass über das Pro und Contra derzeit in den CDU-Gliederungen diskutiert werde. Dieses Thema würde nicht zu einer Zerreißprobe der Berliner CDU werden.

"CDU-Programm leben"

Die Diskussion über die Ehe für alle findet der Abgeordnete Markus Klaer, zugleich Vorsitzender der Berliner „Lesben und Schwulen in der Union“ (LSU) hervorragend. Die Ehe sei der ultimative Liebesbeweis zweier Menschen, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak. Das sei eine „zutiefst konservative Grundhaltung“. Lesben und Schwule, die eine Ehe eingehen wollten, würden „CDU-Programm leben“.

Zur Ja-Kampagne hätten sich 180 Unterstützer bekannt, darunter neben Luczak die CDU-Bundestagsabgeordneten Christina Schwarzer, Kai Wegner, Klaus-Dieter Gröhler, Karl-Georg Wellmann, der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksbürgermeister Norbert Kopp, die Senatoren Mario Czaja, Cornelia Yzer und Thomas Heilmann, Staatssekretäre und Stadträte. Die Befragungsunterlagen verschickt die CDU ab Donnerstag über die Pin AG. Pro- und Contra-Materialien werden gesondert als Infopost versendet.

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