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Studentin Chen Qiuyan (2. v. r.) mit Unterstützerinnen vor dem Gericht in Peking.

© dpa

Diskriminierendes Lehrmaterial: Lesbische Chinesin verklagt Bildungsministerium

Weil Homosexualität in chinesischen Lehrbücher immer noch als "Geisteskrankheit" bezeichnet wird, hat eine lesbische Studentin in Peking Klage eingereicht.

Vor zwei Jahren begann Chen Qiuyan an der Sun Yat-Sen Universiät im südchinesischen Guangzhou zu studieren. Als sie bemerkte, dass sie sich mehr zu Frauen als zu Männern hingezogen fühlt, ging sie in die Bibliothek. Was sie dort über ihre sexuelle Orientierung zu lesen bekam, schockte sie. In vielen Lehrbüchern wurde Homosexualität als Krankheit beschrieben, mitunter wurde zu deren Heilung sogar eine Elektroschocktherapie empfohlen.

Die verunsicherte Chen Qiuyan ging zu einem Psychologen. Dabei ist Homosexualität vor 25 Jahren von der Weltgesundheitsorganisation von der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen worden. In China, wo gleichgeschlechtlicher Sex bis 1997 unter Strafe stand, dauerte es noch bis 2001, bis Homosexualität dort ebenfalls nicht mehr als psychische Krankheit eingestuft wurde.

Dass seither weitere Lehrbücher erschienen sind, die hinter diesen Stand zurückfallen, veranlasste Chen Qiuyan dazu, an die Behörden zu schreiben und schließlich beim Ersten Volksgericht in Peking Klage einzureichen.

Die Uni machte Druck auf die Studentin

Beim Gerichtstermin Anfang der Woche wurde die Studentin von Unterstützern begleitet, die eine Regenbogenflagge und Plakate mit der Aufschrift „Lehnt Lehrmaterial ab, das falsche Informationen über Homosexualität enthält“ hochhielten. Eine studentische LGBT-Gruppe aus Guangzhou hatte in 31 von 90 nach 2001 veröffentlichten Psychatrie- und Psychologiebüchern die Einstufung von Homosexualität als Krankheit gefunden.

Chen Qiuyan, die von Seiten der Universität bedrängt wurde, keinen solchen Wirbel zu veranstalten, sieht es bereits als Erfolg an, dass das Gericht ihrer Klage überhaupt angenommen hat. (mit dpa)

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