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Premiere. Leo Varadkat ist der erste schwule Premierminister Irlands.Und der jüngste in der Geschichte.

© REUTERS/Clodagh Kilcoyne

Leo Varadkar: Irlands erster offen schwuler Regierungschef

Leo Varadkar wird als erster offen schwuler Premierminister die Regierungsgeschäfte in Irland führen. Er ist auch der jüngste Regierungschef, den das Land je hatte. Ein Kurzporträt.

Manchmal geht gesellschaftlicher Fortschritt schneller voran, als man zu hoffen gewagt hätte. Noch 1993 stand im erzkatholischen Irland Homosexualität unter Strafe, dann wurde die gleichgeschlechtliche Ehe 2015 eingeführt, per Volksentscheid.

Seit dem gestrigen Freitag hat das Land auch den ersten offen schwul lebenden Taoiseach, wie das Amt des Premierministers auf Gälisch heißt. Der bisherige Premier Enda Kenny zieht sich aus Altersgründen zurück, seine Partei Fine Gael stimmte für Leo Varadkar als seinen Nachfolger. Mit 38 Jahren ist er nun der jüngste Regierungschef, den das Land je hatte, ein radikaler politischer Kurswechsel ist von ihm jedoch nicht zu erwarten.

Sohn eines indischen Vaters und einer irischen Mutter

Varadkar, Sohn eines indischen Vaters und einer irischen Mutter, wuchs in einem Vorort von Dublin auf, studierte Medizin und arbeitete als Arzt in einem Krankenhaus, bevor er in die Politik ging. 2011 wurde er Verkehrsminister, 2014 wechselte er an die Spitze des Gesundheitsressorts. Im Januar 2015, noch vor dem Referendum, machte er seine Homosexualität öffentlich.

Das sollte im Jahr 2017 eigentlich keine Nachricht mehr sein, und stattdessen könnte man darüber diskutieren, warum Varadkar Star Trek lieber mag als Star Wars, aber trotzdem ein Lichtschwert besitzt.

Der "First Husband" soll nicht zu sehr involviert werden

Nur ist ein schwuler Regierungschef leider immer noch nicht selbstverständlich. Varadkar ist der zweite weltweit. Der andere ist Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel. Jüngst machte beim G-7-Gipfel ein Foto Schlagzeilen, auf dem Bettels Partner zwischen den First Ladies steht. Die offenbar homophobe Presseabteilung des Weißen Hauses verschwieg in der Bildunterschrift seinen Namen.

Varadkar sagte in einem Interview mit der irischen Zeitung The Independent, er habe ohnehin nicht vor, seinen Partner als „First Husband“ zu sehr zu involvieren. Sein Partner habe einen eigenen Beruf, den er deshalb nicht aufgeben solle. Als Vorbild verwies Varadkar auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, deren Ehemann Joachim Sauer sich ebenfalls nur selten öffentlich zeigt.

Vielleicht könnte sich die Kanzlerin ja umgekehrt ein Beispiel an Varadkar und den Iren nehmen, was die Gleichstellung von Homosexuellen angeht. Im Bundestag wurde das Thema gleichgeschlechtliche Ehen gerade erst wieder vertagt. Gleiches Recht für alle wird es hier so bald nicht geben. Die Star-Trek-Debatte muss weiter warten.

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