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Sechs Blüten in den Farben des Regenbogens haben UdK-Studenten entworfen.

© Simulation: AG Hirschfeld der UdK

Lilien für homosexuelle Emanzipation: Nach Verzögerung kommt geplantes Denkmal in Mitte voran

Das Denkmal für die homosexuelle Emanzipationsbewegung sollte im Herbst eröffnet werden. Die Baugenehmigung ist allerdings noch nicht erteilt.

Eigentlich sollte es schon im kommenden Herbst eröffnet werden. Die Genehmigung für das Homo-Denkmal am Magnus-Hirschfeld-Ufer gegenüber dem Bundeskanzleramt ist aber noch nicht erteilt. Der Grund dafür: Fehler bei der Antragstellung. Inzwischen hat der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD), der das Denkmal errichten will, jedoch eine Rückmeldung vom Bezirksamt Mitte bekommen: „Wir begrüßen den Bau dieses Denkmals", sagt Bezirksstadtrat Carsten Spallek. Jörg Steinert, Geschäftsführer des LSVD, rechnet mit einer Genehmigung in wenigen Wochen. Danach müsse der Bauantrag gestellt werden. Je nach erteilten Auflagen könne der Bau dann starten. „Wann das Denkmal stehen wird, können wir aber noch nicht abschätzen.“

Die Finanzierung des Denkmals ist durch die Lotto-Stiftung und Spenden gesichert. Es soll erstmals nicht wie viele Mahnstätten an die Opfergruppe der Homosexuellen vor allem während der NS-Zeit erinnern, sondern an die homosexuelle Emanzipationsbewegung um den Wissenschaftler Magnus Hirschfeld, die im späten 19. Jahrhundert von Berlin ausging. Hier gründete Hirschfeld 1897 das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), die weltweit erste Organisation, die sexuelle Handlungen zwischen Männern entkriminalisieren wollte.

Denkmal wird aus sechs große Blüten bestehen

Außerdem gründete Hirschfeld 1919 in Tiergarten das Institut für Sexualwissenschaft und prägte den Begriff „Transvestit“ für Menschen, die Kleidung des anderen Geschlechts tragen. „Die Gruppe um Hirschfeld hat sich als erste dafür eingesetzt, dass Homosexualität ein Teil der gesellschaftlichen Vielfalt wird“, sagt Jörg Steinert vom LSVD.

Das Denkmal wird aus sechs große Blüten der Calla-Lilie bestehen, die in den Farben des Regenbogens gehalten sind. Dieses Motiv wurde von einer Jury aus fünf Entwürfen von Studierenden der Universität der Künste Berlin (UdK) für das Denkmal ausgesucht. Die Calla-Lilie hat weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze, was symbolisch für die Vielfalt sexueller Identitäten steht.

Im Regierungsviertel sowie im nahen Tiergarten gibt es bereits mehrere Denkmäler, so das Holocaust-Mahnmal, das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, das Denkmal für die vom NS verfolgten Homosexuellen sowie den Gedenk- und Informationsort für die Opfer der NS-Euthanasiemorde.

Dieser Text erscheint auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de.

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