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Diese Ampelpärchen, wie sie in Wien zu sehen sind, wurden auch in Linz angebracht - allerdings nur für kurz Zeit.

© AFP

Update

Linz in Österreich: FPÖ-Stadtrat demontiert Ampelpärchen, Bürgermeister will sie zurück

Markus Hein ist FPÖ-Politiker und findet homosexuelle Pärchen als Ampelmännchen "völlig unnötig". Daher hat er die Ampeln in Linz wieder umbauen lassen. Dabei galt Österreich mit diesen Figuren als Vorbild - auch in Berlin.

Im Verkehrsbild der österreichischen Stadt Linz haben homosexuelle Ampelpärchen keinen Platz: Stadtrat Markus Hein verkündete am Montag, die Piktogramme von den Ampeln an der Mozartkreuzung wieder gegen "herkömmliche Ampelmännchen" ausgetauscht zu haben. "Ampeln sind ein Verkehrszeichen und dürfen nicht dazu missbraucht werden, Gesinnungsbotschaften zu übermitteln", schreibt die rechtspopulistische FPÖ in einer Pressemitteilung.

Die Ampelpärchen waren erst im Mai 2015 anlässlich des Eurovision Song Contest in Wien eingeführt und von anderen österreichischen Städten wie Salzburg und Linz übernommen worden. Auch in Deutschland finden die verliebten Ampelsymbole Anklang: In München wurden sie für den Christopher Street Day 2016 eingeführt. In Hamburg sind an einer Ampel an der Langen Reihe, Ecke Kirchenallee, Ampelfrauen zu sehen. Berlin hatte den "Ampelfrauen" allerdings zuletzt eine Absage gegeben. Dem Senat waren die Ampelfiguren zu klischeehaft.

Hein wolle Linz "ein einheitliches Erscheinungsbild im Stadtverkehr" zurückgeben. Nachdem bei den Kommunalwahlen im September in Linz die FPÖ als zweitstärkste Kraft hinter der SPÖ hervorgegangen war, haben die beiden Parteien ein örtliches Bündnis geschlossen. Heins Vorgängerin stammte aus der SPÖ und hatte die "Gender-Ampeln" nach Wiener Vorbild anbringen lassen. Die FPÖ spricht von einem "Genderunsinn".

"Der einzige Zweck einer Ampel ist, für mehr Sicherheit im Verkehr zu sorgen und nicht etwa linke Botschaften zu verbreiten“, so Hein, der als seine Hobbys "Motorradfahren, Schifahren, Linux" angibt. Auch eine Warnung hat er noch parat: "Wenn hier nicht ein klares Signal gesetzt wird, könnten zukünftig Ampeln und Verkehrszeichen für weitere, noch fragwürdige Projekte zweckentfremdet werden – dem wollen wir vorbauen!"

Der sozialdemokratische Bürgermeister Klaus Luger forderte Hein inzwischen auf, die Ampelpärchen wieder anzubringen. "Das Abmontieren der Ampel-Pärchen ist gesellschaftspolitisch ein völlig falsches Zeichen und erweckt den Eindruck, Linz sei eine kleinkarierte Stadt", zitierte ihn der "Standard". Die Aktion des FPÖ-Politikers schade dem Ansehen von Linz. "Ich lehne die Demontage der Ampelpärchen 100%-ig ab", schreibt der Bürgermeister auch auf Facebook. "Es mag brennendere Fragen in Linz geben als diese. Aber: hier geht es um Haltung und um das Image unserer Stadt. Dieses lasse ich nicht in die Sackgasse der Engstirnigkeit und der Ausgrenzung führen."

Zuvor hatten bereits die Grünen Kritik an der Demontage geäußert: "Beschämend" sei es, sagte der Landtagsabgeordnete Severin Mayr. Anders als mit "Homophobie oder Ewiggestrigkeit" ließe sich die Aktion des FPÖ-Stadtrats Hein nicht erklären.

Dieser betonte am Dienstag in einer Pressemitteilung nachträglich, dass die Ampelpärchen ohne Zusatzkosten für die Steuerzahler entfernt wurden: "Mit der zuständigen Magistratsabteilung wurde vereinbart, dass die Ampeln im Zuge von Routinearbeiten ohne Mehraufwand getauscht werden." Auch die Anbringung der Schablonen mit den Ampelfiguren war kostenlos gewesen, wie Hein selbst schreibt.

Aus Protest gegen die Demontage hatte die Sozialistische Jugend (SJ) in Linz Pärchen-Sticker auf die Masten der betroffenen Ampeln geklebt. "Offenbar sind jedoch für die FPÖ sogar vielfältige Ampeln zu fortschrittlich", heißt es vonseiten der SJ auf Facebook. Hein ließ die Aufkleber direkt wieder entfernen. In der Pressemitteilung sagte er zudem, dass für die Entfernung der Aufkleber und die Reinigung der Ampelsäulen Kosten entstanden seien.

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