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Rapperin Sookee ist auch als Quing of Berlin bekannt.

© tainted lenses/Philipp Primus

Sookee im SO36 in Kreuzberg: "Mich stört das Konkurrenzdenken, das absurde Verständnis von Schönheit"

Die Rapperin Sookee tritt heute Abend auf dem Demokonzert „Lieblingsmensch: Wir feiern jede*n!" im Club SO36 auf. Wir haben mit ihr über sexistische Werbung, #Aufschrei und die Kölner Silvesternacht gesprochen.

Unter dem Motto „Lieblingsmensch: Wir feiern jede*n! - Gegen Körperhass und Sexismus“ treten neben Sookee, die sich seit Jahren auch in der Queer-Szene engagiert, Bernadette La Hengst und Tamika auf. Die Veranstaltung wird von Pinkstinks mitorganisiert, die Aktionen gegen die Fernsehshow Germanys next Topmodel durchführt.

Sookee, warum ist es Ihnen wichtig, bei dem kostenlosen Demokonzert mit dabei zu sein?

Ich finde unterstützenswert, was Pinkstinks als Kampagne gegen sexistische Werbung und die zahlreichen Themen, die daran andocken, leistet. Sexistische Werbung wird schon viel zu lange über die Binsenweisheit „Sex sells“ legitimiert. Man wolle lieber „schöne“ Menschen sehen als „durchschnittliche“. Wir vergessen dabei, dass das auf Kosten weiblicher Integrität und Kompetenz passiert. Das Thema, das sich daran anschließt, sind die Rosa-Blaue-Falle der Spielzeug-, Mode- und Lebensmittelindustrie, die Kinder frühzeitig in - wie Pinkstinks sagen würde - limitierende Geschlechterrollen erzieht, in denen klar verteilt ist, wer was zu leisten und wer wem zu gefallen hat. Das ist eine frühe Anbahnung dessen, was dann später in sexistischer Werbung wiederholt wird. Ich bin seit Jahren inhaltlich als Musikerin und Aktivistin an diesen Feldern recht dicht dran. Und wenn Party und Politik zusammenkommen, ist das mein Ding.

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Worauf können sich Ihre Fans heute Abend im SO36 freuen?

Ich werde, genau wie Finna, Bernadette La Hengst und Tamika, eine handvoll thematisch passender Songs spielen und dann gespannt das restliche, sehr innovative Programm zwischen Talks und Fashion Shows auschecken.

Das Konzert ist eine direkte Kritik an der 11. Staffel von GNTM auf dem Privatsender ProSieben. Was konkret stört Sie an der Model-Show mit Heidi Klum?

Mich stört das Konkurrenzdenken, der Turbokapitalismus, das absurde Verständnis von Schönheit, die fehlenden Bezüge zur Lebensrealität der Zuschauer*innen, das normative Bild von Weiblichkeit und der Widerspruch zwischen dem, was sie Personality nennen und der Uniformierung, die in der Show sichtbar ist.

Kürzlich haben Sie sich auf Twitter ziemlich drastisch zu „Pick-up-Artist“ Valizadeh mit den Worten geäußert: „Drecksekelkotzhorst. Fresse halten. Für immer.“ Hat sich seit der Aufschrei-Debatte vor drei Jahren Ihrer Meinung nach irgendetwas geändert für Frauen?

So genannte „Pick-Up-Artists“ pointieren nur, was als Ideologie ohnehin virulent ist: Frauen sind als Menschen defizitär, weil sie als ungleichwertig zu Männlichkeit verstanden werden. Somit sind ihre Körper der interessante Aspekt an ihnen und über diesen kann verfügt werden. Diese Unsäglichkeit ist Jahrhunderte alt. Aber: Ich wüsste nicht, wann ein feministisches Bewusstsein öffentlich je so stark zur Geltung kommen konnte. Dazu hat der #Aufschrei neben vielen anderen Bewegungsmomenten der letzten Jahrzehnte erheblich beigetragen. Ich bin froh, dass etwa die Auflehnung gegen die geplanten Aktionen von Valizadeh so massiv waren, dass er und seine Jungs sich zunächst zurückgezogen haben.

Flyer für das Demokonzert im SO36 mit Rapperin Sookee, Tamika und Musikerin Bernadette La Hengst.
Flyer für das Demokonzert im SO36 mit Rapperin Sookee, Tamika und Musikerin Bernadette La Hengst.

© Jana Demnitz

Wie bewerten Sie die sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht und die mediale Berichterstattung darüber?

Jede Form sexualisierter Gewalt ist absolut zu verurteilen. Ich bin Mitverfasserin des Statements, das unter „#Ausnahmslos“ veröffentlicht wurde. Wenn sexualisierte Gewalt mehrheitlich nur deshalb skandalisiert wird, um rassistische Ressentiments zu schüren, dann halte ich das für verlogen und respektlos gegenüber anderen Betroffenen, die für eine solche Instrumentalisierung in der Vergangenheit nicht „nützlich“ waren. Wem wirklich etwas am Schutz der sexuellen Selbstbestimmung und Unversehrtheit von Kindern, Frauen und Andersgeschlechtlichen liegt, spricht nicht erst seit der Silvesternacht darüber und homogenisiert die Täter nicht zu einer rassistisch festgelegten Gruppe.

Sie stecken gerade in der Produktion eines neuen Albums, eine Tour soll es auch geben. Bisher ist dazu aber nur wenig bekannt.

Selbstverständlich hülle ich mich hierzu zunächst noch in Schweigen. Aber die Geduld wird belohnt. Versprochen!

Dieser Text erscheint auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels, den Sie hier finden. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de.

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