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Explosiv. Der Radler mit Handgranate als Kopf kommt nicht bei allen gut an. Foto: dpa

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Berlin: Rad ab

In Prenzlauer Berg machen Unbekannte auf Plakaten Stimmung gegen wüste Fahrradfahrer

Daniela Billig hofft, dass es sich um einen Scherz handelt, um Satire. Lachen kann die Grünen-Kreisvorsitzende in Pankow trotzdem nicht über die Plakate, mit denen Unbekannte in Prenzlauer Berg gegen Radfahrer mobil machen. „Kampf den Kampfradlern“ steht da in roten Buchstaben auf gelbem Untergrund. Darunter zeigt ein Piktogramm einen Radfahrer mit einer Handgranate an Stelle des Kopfes. Darunter: „Rücksicht statt Vorfahrt“.

Der Streit zwischen Fußgängern und Radfahrern ist für Daniela Billig nichts Neues. Es sei schon immer viel und heftig diskutiert worden, gerade in der Kastanienallee. Doch mit diesen Plakaten sei „eine neue Stufe der Aggression“ erreicht. Denn obwohl Proteste und Unmutsbekundungen in Prenzlauer Berg keine Seltenheit sind: in aller Regel fallen sie kreativ und friedlich aus, oft auch humorvoll. Von den jetzt aufgetauchten Plakaten kann man das schwer behaupten.

Zunächst wurde darüber spekuliert, ob die Kampagne womöglich in Zusammenhang mit dem Umbau der Kastanienallee steht. Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner hält das für unwahrscheinlich. Über den Umbau sei man sich mittlerweile einig, behauptet der Bezirksstadtrat. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Unter anderem soll ein neuer Radweg für mehr Sicherheit sorgen. Ganz beigelegt ist der Streit zwar nicht – ein Bürgerbegehren läuft – aber dafür gebe es „Spielregeln“.

Das gilt eigentlich auch für den Straßenverkehr. Man führe wegen der zahlreichen Beschwerden bereits Schwerpunktkontrollen durch, sagt der Grünen-Politiker. Und zu der Kampagne: „Was mir Sorgen macht, ist, dass die Streitigkeiten zwischen Fußgängern und Fahrradfahrern angeheizt werden.“ Noch drastischere Worte findet erwartungsgemäß der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Berlin. Er verurteilt die Plakataktion als „völlig unangemessen.“ Landesvorsitzende Sarah Stark zeigt sich schockiert von den Anfeindungen. Ihr Verband habe sich bisher immer konstruktiv an den Konflikt-Gesprächen in der Kastanienallee beteiligt und dabei positive Erfahrungen gemacht.

Wer für die Plakataktion verantwortlich ist, bleibt zunächst ein Rätsel. Masse und Verbreitung sprechen für eine Gruppe. Matthias Aberle, Sprecher der Bürgerinitiative „Stoppt K21“ sieht Parallelen zu der Anti-Schwaben-Kampagne in Prenzlauer Berg. „Da weiß man ja bis heute nicht, wer diese Schilder damals gemacht hat“, sagt er und lacht. „Die waren ja eigentlich ganz originell.“ Wie damals auch, solle man der aktuellen Kampagne am besten „mit Ironie begegnen“, findet Aberle. Laura Stresing

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