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Berlin: Radunski: CDU soll nicht auf Kandidaten von außen hoffen Ex-Wahlkampfmanager empfiehlt Berliner Union, auf Persönlichkeiten aus eigenen Reihen zu setzen

Immerhin – an Vorschlägen ist kein Mangel in der Berliner CDU, aller Wahlergebnis-Depression zum Trotz. Vielleicht wird die Arbeit der Strategiekommission, die der Landesvorstand am Montag nach dem 22-Prozent-Desaster bei der Bundestagswahl berufen hatte, gar nicht so schwer.

Immerhin – an Vorschlägen ist kein Mangel in der Berliner CDU, aller Wahlergebnis-Depression zum Trotz. Vielleicht wird die Arbeit der Strategiekommission, die der Landesvorstand am Montag nach dem 22-Prozent-Desaster bei der Bundestagswahl berufen hatte, gar nicht so schwer. Die Berliner CDU war schon mal so, wie sie wieder werden muss, um mit der Wowereit-SPD konkurrieren zu können. Das meint zum Beispiel Peter Radunski, Politikberater bei Publicis und einer der Miterfinder einer CDU, die er mit den Worten großstädtisch, liberal, sozial, kulturell-ambitioniert beschreibt.

Radunski ist damit nicht weit weg von Günter Nooke, der in Pankow erfolglos versucht hat, ein Direktmandat zu gewinnen. Nooke, als einer der wenigen, die über Berlin hinaus als Kulturpolitiker bekannt geworden sind, hat seine Vorstellungen von der Berliner CDU eher mit dem Begriff „Hauptstadt“ in Verbindung gebracht. Mit Radunski ist er sich einig, dass gerade die zuziehenden Hauptstädter ein Potenzial für die Partei darstellen. Einige der neuen Hauptstädter wohnen im Ostteil der Stadt und engagieren sich politisch. Durchgedrungen sind sie aber in der Partei noch nicht.

Dabei wären diese Leute – so sieht es Radunski – als Mitglieder und als Publikum viel interessanter als jene, „die für ihr Leben entschieden haben, bei der PDS zu bleiben, weil sie das neue System nicht mochten“. Er habe sich darüber gewundert, dass die Ost-West-Thematik wieder aufgekommen sei, sagt der Politikberater, der seit vielen Jahren Wahlkämpfe überall in Deutschland mitorganisiert hat. Nooke sieht es ebenso: Man könne nicht im Wahlkampf „mit gespaltener Zunge“ sprechen und so tun, als gebe es Ost- und West-Themen.

Auch die „soziale Kompetenz“ ist nicht bloß ein Ost-Thema. Wirtschaft, Arbeit, „the economy“ – das sei eben nur die Hälfte der Politik, die die Union hätte darstellen müssen, sagt Radunski. Was er mit großstädtisch, liberal, sozial umreißt, könne auch nicht allein durch einen Spitzenkandidaten personifiziert werden. „So ganz langsam müsste sich die Berliner CDU daran gewöhnen, dass sie die Persönlichkeit nicht findet, die den Big Bang schafft“, sagt Radunski. Er rät seinen Parteifreunden, mehr auf diejenigen zu setzen, die modern und offen wirken, Monika Grütters zum Beispiel. Zugleich müsse sich die Union für 2006 Programmpunkte suchen, die die Leute ansprechen – etwa den Religionsunterricht in einer Stadt mit unterschiedlichen Kulturen.

Etwas mehr Arbeit am Programm ist nötig – da trifft sich Radunski mit einem Politiker wie Frank Steffel. Der Kreischef in Reinickendorf, der schon Spitzenkandidat und Fraktionschef war, hat im Wahlkreis ebenfalls das „soziale Profil“ vermisst. Nicht nur das habe der CDU gefehlt, sondern eine „gesellschaftliche Leitidee“, ein thematischer Überbau. Ideen für die Wirtschaft, verbunden mit Gesellschafts- und Kulturpolitik, werden gesucht. Neue Kommissionen, so sieht es Radunski, müsse man dazu nicht berufen.

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