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Berlin: Rätselhafte Flut am Alex: Straßen brachen ein

MITTE .Nach dem Wasserrohrbruch in der Ost-City wird es noch mindestens eine Woche dauern, bis der wichtige Knotenpunkt Karl-Liebknecht-Straße, Mollstraße, Torstraße und Prenzlauer Allee wieder frei ist.

MITTE .Nach dem Wasserrohrbruch in der Ost-City wird es noch mindestens eine Woche dauern, bis der wichtige Knotenpunkt Karl-Liebknecht-Straße, Mollstraße, Torstraße und Prenzlauer Allee wieder frei ist.Donnerstag gegen 3.30 Uhr war unter der Kreuzung eine Hauptwasserleitung geborsten, wodurch die Fahrbahn mehrere Meter tief unterspült wurde.Millionen Liter Wasser überfluteten die Umgebung, auch der Autotunnel unter dem Alexanderplatz lief voll.Menschen wurden nicht verletzt.Gegen 5 Uhr gelang es, die Wassermassen zu stoppen.Der Autoverkehr brach zusammen.Doch nicht nur Motorisierte verspäteten sich, weil sie im Riesenstau festsaßen, sondern auch BVG-Benutzer: Mehrere Linien mußten den Betrieb einstellen.

Das Ausmaß der Unterspülung zeigte sich erst bei Tageslicht, als Bagger die Asphaltdecke aufgerissen hatten.Auf etwa 100 Quadratmetern war der Boden mehrere Meter tief weggespült worden.Die Wasserbetriebe registrierten kurz nach halb vier ein Absacken der Manometernadeln.Als bei Feuerwehr und Polizei Notrufe ("Wildwasserkanufahren auf der Mollstraße", meldete ein Mitarbeiter der Wasserbetriebe) eingingen, raste der Störungsdienst los und sperrte alle Schieber ab.Nach 90 Minuten war klar, daß eine 80 Zentimeter starke Hauptleitung für Frischwasser gebrochen war - unter dem Mittelpunkt der Kreuzung.Noch Stunden später war der Asphalt unter Tonnen von Sand bedeckt, es sah aus wie im Wattenmeer bei Niedrigwasser.Der Tunnel im Zuge der Grunerstraße konnte gegen 5.10 Uhr wieder freigegeben werden.

"Das Rohr muß mit einem mörderischen Knall geplatzt sein", vermutete Stephan Natz von den Wasserbetrieben.Die fünf Bar Druck in der Leitung - das ist mehr als doppelt soviel wie in einem Autoreifen - rissen einen 3,50 Meter langen und 40 Zentimeter breiten Streifen aus dem Gußrohr.Man könne von Glück sprechen, daß zwei Meter Boden und viele andere Rohre den Knall gedämpft haben, meinte Natz."Sonst wäre das Bruchstück durch den Asphalt gefetzt." Fünf Bar Druck reichen aus für eine 50 Meter hohe Fontäne.In weitem Umkreis war der Fahrbahnbelag bis zu 30 Zentimeter angehoben.Die Leitung, die zu den größten in der Stadt gehört, ist 1960 verlegt worden.Sie versorgt Mitte und Prenzlauer Berg.Die Wasserversorgung war jedoch nirgendwo unterbrochen.

Wann auch die Kreuzung wieder befahrbar sein wird, darüber wagte kein Experte gestern eine Prognose.Bis Autos wieder fahren können, wird sicher eine Woche vergehen, wann die vielen Straßenbahngleise wieder verlegt sein werden, ist völlig offen.Unter Umständen ist die Mollstraße bis zur Otto-Braun-Straße teilweise unterspült.An dieser Kreuzung war der Bürgersteig neben einer kleinen Baugrube abgesackt.Probebohrungen sollen am heutigen Freitag klären, wo der Asphalt herausgerissen und der Boden verdichtet werden muß.

Wodurch genau das Rohr brach, wird sich nach Angaben von Natz nie hundertprozentig klären lassen.Vermutlich ist es durch Erschütterung überlastet worden.Gußeisen ist äußerst unflexibel und kann keine Schwingungen ertragen.Deshalb werden seit einigen Jahren Rohre dieses großen Durchmessers nicht mehr aus Guß, sondern aus Stahl gefertigt.Vor genau zwei Jahren hatten die Wasserbetriebe Erschütterungen durch die Straßenbahn für einen Rohrbruch an der Florastraße in Pankow verantwortlich gemacht.Über die Kreuzung an der Mollstraße fahren täglich Hunderte Straßenbahnen.In den vergangenen Jahren waren Rohre überwiegend im Ostteil der Stadt geborsten - weil überall der Auto- und Schwerlastverkehr zugenommen hat.

JÖRN HASSELMANN

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