zum Hauptinhalt

Berlin: Rätselhafter Balkonabsturz

Gutachter untersucht Unglück an früherem Diplomatenhaus

Der Absturz einer tonnenschweren Balkonbrüstung an einem Plattenbau an der Krausenstraße 68 in Mitte bleibt rätselhaft. Der vom Bundesvermögensamt eingesetzte Gutachter Joachim Kaiser geht drei Spuren nach, die als Ursache in Frage kommen: Schlamperei am Bau, Schlamperei bei der Instandhaltung oder ein Konstruktionsfehler bei der Herstellung des Fassadenelements.

Am Silvestermorgen hatte sich die Brüstung – wie berichtet – gegen 2 Uhr gelöst. Ein etwa zwei Mal drei Meter großes Bauteil stürzte aus dem vierten Stockwerk in die Tiefe. Verletzt wurde niemand, was nur einem glücklichen Umstand zu verdanken sei, sagte der aus Indien stammende Surya Narayanan. Er wohnt mit Frau und Kind unter der Unglückswohnung. „Es war Glück, dass es in der Nacht vor Silvester geschah. Sonst hätten wir und unsere Gäste auf dem Balkon gestanden oder hätten uns auf der Straße aufgehalten.“

Das fast quadratische Betonteil lag auch am Donnerstag noch auf dem Gehweg, genau im Durchgang zur Leipziger Straße. Ein Bauzaun sperrte die Unglücksstelle ab, der Durchgang blieb verschlossen. Der Mieter, von dessen Balkon sich das Teil löste, hörte nachts lediglich ein lautes Geräusch. Dann hätten auch bereits die Nachbarn bei ihm geklingelt, sagte er. Surya Narayanan berichtete, er habe ein Geräusch gehört, als „würde Glas brechen“. Dann folgten zwei Erschütterungen. Zunächst dachte er, Jugendliche hätten im Haus SilvesterKnaller gezündet.

Uwe Friederich ist seit drei Jahren Hausmeister in dem 1987 fertig gestellten Plattenbau. Probleme mit dem Gebäude, das im Besitz des Bundesvermögensamtes ist, habe es bisher nicht gegeben: „Es ist eigentlich unmöglich, dass das Teil abfällt“, sagte er am Donnerstag. Das Gebäude werde Stück für Stück saniert, zuletzt seien die Fugen zwischen den einzelnen Plattenelementen an der Reihe gewesen. Es gibt in dem betreffenden Wohnblock sechs Wohnungen mit derartigen Balkonkonstruktionen, stellte Gutachter Joachim Kaiser fest. Die Gebäude waren seinerzeit für Angehörige ausländischer Botschaften in der DDR gebaut worden.

Ein ähnliches Unglück hatte sich im Oktober 1998 im Märkischen Viertel ereignet. Damals war ein Balkon vom fünften Stock in die Tiefe gestürzt. Auch damals wurde niemand verletzt. Als Unglücksursache wurde seinerzeit Materialermüdung an den Balkonhalterungen festgestellt. Die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau ließ damals rund 2000 Balkone überprüfen. weso

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false