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Berlin: Rätseln über Martin Matz

Hat der FDP-Mann genug von seiner Partei?

Kaum einer in der FDP versteht derzeit den FDPAbgeordneten Martin Matz. Der Streit zwischen ihm und der Fraktion über die richtige Haushaltspolitik erscheint vielen Liberalen überflüssig. Nicht wegen der Sache: Bei den Privatisierungsvorschlägen und Finanzideen sehen manche in der FDP-Fraktion durchaus Diskussionsbedarf. Ein Problem haben Matz’ Kollegen aber mit der kompromisslosen Art, die Matz im Streit um die Finanzpolitik zeigt: mit seinem Minderheitenvotum in der Haushaltsklage, seiner öffentlichen Fundamentalkritik an der Linie der Fraktion und an deren strategischer Ausrichtung auf ein Bündnis mit der CDU. Zuletzt mit seinem Beharren auf der Richtigkeit der eigenen Meinung in der Fraktionssitzung am Dienstag: „Keiner kapiert, was das soll“, sagt ein FDP-Mann aus Matz’ Bezirksverband Mitte.

Matz ist nicht irgendwer in der Berliner FDP. Er ist auch nicht nur ein Haushalts- und Gesundheitsfachmann, dem in streitgeladener Atmosphäre SPD-Landeschef Michael Müller und Finanzsenator Thilo Sarrazin boshaft-öffentliche Komplimente machen. Matz war jahrelang einer der Berliner im Bundesvorstand. Er war der Landeschef, der seinen Verband bei einer seltsamen Rechtsdrift abbremsen und zurück in die Mitte steuern konnte. Jetzt, mit 39, riskiert er die politische Laufbahn: Er könne nicht mit seiner Nominierung für die Abgeordnetenhauswahl 2006 rechnen, heißt es in der FDP.

Zwei Deutungen sind im Gespräch: Die eine besagt, dass Matz es ernst und ehrlich meint mit seiner Kritik. Dass er deshalb kompromisslos einen Prozess in Gang gesetzt hat, dessen Ende keiner kennt, das aber absehbar ist. Die zweite Theorie besagt, dass unter dem politischen Konflikt ein persönlicher wirkt: Matz will sich nicht damit abfinden, dass jetzt andere das Sagen haben – Politiker wie Martin Lindner, die mit linksliberalen Positionen wenig anfangen können.

An beiden Theorien wird etwas dran sein. Matz hat sein Unwohlsein in den vergangenen Monaten nicht verhehlt. Von der Lagertheorie – die FDP an der Seite der CDU – hält er nichts. Und er findet es falsch zu sagen: Der Senat muss weg. Um seine materielle Existenz mache er sich ohne Mandat keine Sorgen, sagt er, der vor nicht vielen Jahren als Berater gearbeitet hat. Es fällt ihm nicht schwer, über ein Leben jenseits der Politik nachzudenken. wvb.

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