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Berlin: Räuber kamen durch die Kellerdecke

Sie gruben und bohrten nicht, die mutmaßlichen Räuber sägten sich vielmehr von einem Keller aus einen Weg ins Pfandleihhaus. „Wir hatten zufällig entdeckt, dass man durch die Kellerdecke kommen kann, da war nur eine Holzplatte“, schilderte der 31-jährige Alparslan C.

Sie gruben und bohrten nicht, die mutmaßlichen Räuber sägten sich vielmehr von einem Keller aus einen Weg ins Pfandleihhaus. „Wir hatten zufällig entdeckt, dass man durch die Kellerdecke kommen kann, da war nur eine Holzplatte“, schilderte der 31-jährige Alparslan C. Eigentlich wollten sie in der Nacht einsteigen, schnell die Vitrinen zertrümmern und mit reichlich Beute fliehen – ganz in der Art von „Tunnelgangstern“. Doch die Gier nach noch mehr Geld führte zu einer räuberischen Umplanung.

„Wir dachten, dass mehr rauskommt, wenn jemand im Geschäft ist“, gab C. am Dienstag vor dem Landgericht zu. Gemeinsam mit seinen Freunden Yalcin M. und Özkan P., 31 und 32 Jahre alt, habe er einige Wochen vor der Tat „zufällig entdeckt, dass man vielleicht vom Keller aus nach oben kommt“. Zuvor hätten sie ins Schaufenster des Pfandleihhauses geguckt und über ihre finanziellen Engpässe gesprochen. Der Keller des Wohnhauses am Mehringdamm sei nicht verschlossen gewesen. Das Trio mit einigen Vorstrafen inspizierte die Decke.

„Platte runterziehen, Balken durchsägen, eine Holzsäge war das Problem“, fasste C. kurz zusammen. Zwei Wochen vor dem Überfall werkelten sie ein bisschen herum. „Die eigentliche Arbeit machten wir am Abend vor dem Überfall so ab 21 Uhr“, sagte C., ein dreifacher Vater. Benutzt hätten sie eine Stichsäge aus einem anderen unverschlossenen Keller. In der Nacht wurde noch ein vierter Komplize als Fahrer angeheuert.

Das Loch führte zum Toilettenraum. Maskiert schlichen sich C., P. und M. morgens an. „Wir hatten mit einem männlichen Mitarbeiter gerechnet“, sagten sie später. Sie wollten ihn zwingen, den Tresor zu öffnen. Doch es war eine 46-jährige Frau, die am 10. August letzten Jahres gegen 9.30 Uhr das Geschäft öffnete. Ihr wurde das Telefon aus der Hand geschlagen, sie wurde hart angepackt und sollte die Geldschränke öffnen. Der Wert des gelagerten Schmuckes betrug zwei Millionen Euro. Die Täter hatten fünf Sporttaschen und rafften die Beute zusammen. Die Angestellte wurde gefesselt.

Doch es kam, wie jetzt bei den Unbekannten, die mit einer Profibohrmaschine in den Tresorraum einer Bankfiliale gelangen wollten: Es wurde Alarm ausgelöst. Den Tätern gelang die Flucht. Die Taschen hätten sie in Mülltonnen geworfen, sagten die Angeklagten. Ein paar Schmuckstücke aber konnten sie rauben und verscherbeln. Die Polizei kam ihnen aufgrund von Spuren am Tatort auf die Schliche. Ein DNA-Abgleich ließ zunächst C., einen Mann mit 15 Eintragungen im Strafregister, in Verdacht geraten. Die Polizei behielt ihn im Auge, überwachte Telefone, bis die drei Haupttäter ermittelt waren. Der Prozess geht Freitag weiter. K.G.

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