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Rainer Bretschneider übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz der Flughafengesellschaft.

© dpa

Rainer Bretschneider geht in den Aufsichtsrat: Brandenburgs Mann für den Pannen-BER

Er gilt als cleverer Strippenzieher im Hintergrund und wird Dietmar Woidkes verlängerter Arm im Aufsichtsrat sein: Staatssekretär Rainer Bretschneider übernimmt einen Sitz im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Ihn erwartet eine Mammutaufgabe.

Er hat gezögert, ob er sich das noch antut. Aber sein Ehrgeiz war größer. Denn nun ist er der Mann Brandenburgs für den Pannen-Airport: Rainer Bretschneider, 64 Jahre, bisher schon Flughafenstaatssekretär des scheidenden Ex-Aufsichtsratschefs und Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD). Jetzt übernimmt Bretschneider zusätzlich den vakanten Aufsichtsratssitz. Das hat das Kabinett am Dienstag beschlossen, auf der letzten von Platzeck geleiteten Sitzung.

Klar ist damit auch, dass Bretschneider im Dezember nicht in Pension gehen, sondern ein oder eineinhalb Jahre weitermachen wird. Er ist kein Typ für den Ruhestand. Er freue sich auf die Aufgabe, sagt er zu der neuen Berufung. „Es wird darum gehen, die Interessen Brandenburgs konzentriert einzubringen. Da will ich gerne helfen.“ 

Das klingt diplomatisch – und untertrieben. Zwar hat Brandenburgs Regierung mit den Linke-Ministern Helmuth Markov und Ralf Christoffers zwei Ranghöhere im Gremium. Doch Bretschneiders Rolle wird dennoch eine gewichtige sein – als verlängerter Arm des neuen Regierungschefs Dietmar Woidke (SPD), der selbst nicht in den Aufsichtsrat geht. Er wird der BER-Berater Woidkes sein, und von ihm wird maßgeblich abhängen, ob Woidke halbwegs unbeschadet durch alle BER-Turbulenzen kommt, die da noch folgen.

Beide schätzen sich. Beide verbindet die Erfahrung, dass sie lange nicht zum engeren Machtzirkel um Platzeck gehört hatten, auch mal in die Ecke gestellt wurden – und zurückgeholt werden mussten. Bei Bretschneider war dies nach der Regierungsbildung im Jahr 2009 so. Er war vorher Staatssekretär des früheren Verkehrsministers Reinold Dellmann, der nicht wieder ins Kabinett kam. Weil andere versorgt werden mussten, wurde Bretschneider nach 19 Jahren im Verkehrsministerium, das der Aufbauhelfer aus Nordrhein-Westfalen mit aufgebaut hatte, in den Ruhestand versetzt. Das traf ihn. Es war eine Genugtuung für ihn, als Platzeck dies ein Jahr später korrigierte und ihn Anfang 2013 zum Flughafenstaatssekretär machte.

„Bretti“, wie Brandenburgs BER-Mann in der Staatskanzlei genannt wird, ist ein Überlebenskünstler. Obwohl er früh viel mitbekommen haben muss, schaffte er es, das Verkehrsministerium (und sich) von dem am Horizont aufziehenden Fiasko um den Pannen-Flughafen fernzuhalten. Im politischen Potsdam gilt er, den Ruf hat er sich arbeitet, als cleverer Strippenzieher, mit feiner Nase für Gefahren, einer, der Gott und die Welt kennt, in allen Lagern, in Wirtschaft und Medien, Geben und Nehmen. Einer, der in seiner Karriere auch nicht zimperlich gegenüber Leuten war, „die nicht nach seiner Pfeife tanzten“, wie sich einer erinnert. Dass er stoisch sein kann, hat er bewiesen, als die Leute wegen der veränderten Flugrouten auf die Barrikaden gingen. Er war der einzige Regierungsvertreter, der in die Bürgerversammlungen ging, sich beschimpfen ließ. „Schwierige Probleme stacheln mich eben an“, so hat er es einmal beschrieben.

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