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Berlin: Randale nach der Disco – BVG stellt Nachtbus ein

Vor einem Köpenicker Club werden seit Monaten Busse demoliert und Fahrer bedroht – jetzt ist damit Schluss, die Linie wurde gestrichen

Nach den Sommerferien ging es los. Schmierereien, eine demolierte Wartehalle, eingeschlagene Scheiben im Nachtbus, Schlägereien an der Haltestelle. Immer wieder gingen Busse der Linie N 61 zu Bruch, immer in den Disco-Nächten am Wochenende im Köpenicker Club „Cube 838“. Nachdem sie immer wieder bedroht wurden, verweigerten Busfahrer den Dienst. Die BVG stellte die Linie daraufhin am vergangenen Wochenende ein. Konsequenz: die Cube-Tänzer ließen ihre Wut an vorbeifahrenden Privatautos ab. Auch ein Taxi wurde verbeult, weil sich der Fahrer geweigert hatte, mehr als vier Fahrgäste nach Köpenick zu bringen.

„Vandalismus, Beleidigungen, Bedrohungen - das hat sich in letzter Zeit gehäuft", bestätigt der stellvertretende Leiter des Polizeiabschnitts 67, Peter Blüthgen, die Situation. „Es gibt dort eine ganze Menge Problemjugendliche", sagte der Polizeirat; viele seien aus der Hip-Hop- und Sprayerszene bekannt und aktenkundig bei der Polizei.

Entsetzt ist vor allem die BVG. Dass eine Linie wegen einer Disco eingestellt werden musste, sei einmalig, hieß es in dem Unternehmen. Es habe in den vergangenen zehn Wochen eine große Zahl von Schäden gegeben, Farbschmierereien, aufgeschlitzte Polster und vor allem „systematisch eingeschlagene Scheiben“.

Die Disco liegt fernab jeder Bebauung am Strandbad Müggelsee am Fürstenwalder Damm. Die Nachtlinie 61 ist die einzige Verbindung in das vier Kilometer entfernte Friedrichshagen. Die Betreiber der Discothek weisen alle Verantwortung von sich. „Drinnen ist es immer ziemlich ruhig“, sagte Geschäftsführerin Jeannine Gräwert. Das Publikum sei „schick, jung und gepflegt“. Draußen wache eine „professionelle Sicherheitsfirma“. Trotzdem hätten Gäste in den vergangenen Wochen zweimal nach Schlägereien vor der Tür die Polizei geholt, räumt Jeannine Gräwert ein. Und einer habe mal wie im Film „Jackass“ mit dem Kopf den Spiegel im Männerklo zerdeppert. Sie sagt: Wenn zwei, drei von bis zu 700 Besuchern am Abend „Stress machen“, sei das doch normal. Doch dass es im „Cube“ friedlich ist, sehen offensichtlich selbst die Besucher anders. Auf einer Internet-Seite, auf der Berliner Discotheken bewertet werden können, findet sich Bemerkenswertes über das „Cube 838": „Schlägereien sind überwiegend am Freitag, wenn kostenloser Eintritt ist“, schreibt ein „Klimbim“. Ein „Keinen“ hat beobachtet, dass „es viele Stressmacher gibt und so gut wie jedes Mal ’ne Schlägerei, zwar nicht drin, aber dafür draußen“.

Disco-Chefin Gräwert dagegen: Wenn im Bus randaliert werde, sei doch nicht der Club dafür verantwortlich. Viel schlimmer sei vielmehr, dass der Bus nicht mehr fährt und ihre Gäste nicht mehr so leicht zum „Cube“ kämen.

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