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Raser auf dem Ku’damm: Gefährliche Angeberei

Junge Männer testen nachts ihre schnellen Autos. Für Passanten und Radler kann das tödlich enden

Junge Männer rasen mit PS-starken Golfs oder BMW über Kurfürstendamm, Tauentzien- und Kleiststraße – nichts Ungewöhnliches in den so genannten Diskonächten am Wochenende. Aber manchmal hat das auch tragische Konsequenzen: Am Freitagabend fuhr ein 20-jähriger Raser mit dem von Verwandten geliehenen nagelneuen Golf zwei Frauen um, die an einer roten Ampel in der Kleiststraße standen. Mutter und Tochter, zu Besuch in Berlin, wurden 20 Meter durch die Luft geschleudert. Die 72-Jährige starb am nächsten Tag, die 44-Jährige erlag am Sonntag gegen 14 Uhr ihren Verletzungen.

Ob der Unfallfahrer Umut B. zu den notorischen Wochenend-Rasern gehört, ist nicht klar. Die Polizei hat ihn nicht gefragt, ob er ein Ziel hatte oder nur so auf dem Ku’damm hin- und herfuhr. „Das ist ja nicht verboten“, sagte ein Polizist. Der Kurfürstendamm gehört mit seiner Fortsetzung, dem „Generalszug“ aus Tauentzienstraße, Kleiststraße und Bülowstraße zu den beliebtesten Strecken für automobile Angeberei. Das zeigte sich auch Sonntagmittag: Da waren es vor allem teure Cabrios mit Kennzeichen aus Westdeutschland, dazu Mobile, die man sonst selten sieht: „Trikes“ und „Quads“, Mischungen aus Motorrad und Auto mit drei oder vier Rädern. Nachts sind es vor allem Berliner Autos, der Ku’damm ist besonders bei Heranwachsenden beliebt. Häufig an Wochenenden, bei Sonnenschein und bei warmer Witterung bis tief in die Nacht rollen Cabrios und Sportwagen über den Boulevard. „Verdeck runter, Musik an, und dann rauf auf den Ku’damm“, beschreibt ein Polizist von einer Ku’damm-Wache die Szenen. Das sei „Sehen-und-gesehen-Werden wie auf allen Prachtboulevards“, so ein Kollege. „Man zeigt sich, man kutschiert hin und her.“ Das sei doch völlig normal.

Besonders beliebt ist der Abschnitt zwischen Nestorstraße und Adenauerplatz. Dort bremst auf 500 Metern keine Ampel die Fahrst und zudem führt die Piste an der Disko „Far out“ und vielen Biergärten vorbei.

Ein Radfahrer berichtete, dass er am Sonnabend- und Sonntagabend den Kurfürstendamm meide, um sich nicht zu gefährden. Dort seien mittlerweile viele Raser unterwegs, die rücksichtslos fahren. „Nicht angepasste Geschwindigkeit“, so heißt es in der Verkehrsunfallbilanz der Polizei war auch im Jahr 2003 eine der wichtigsten Unfallursachen.

Der Kurfürstendamm war nach Angaben des Statistischen Landesamtes im Jahr 2002 die gefährlichste Straße der Stadt. 56 schwere Unfälle ereigneten sich zwischen Rathenauplatz und Breitscheidplatz, Zahlen von 2003 liegen noch nicht vor. Zuletzt war am 29. Juli ein Fußgänger beim Überqueren des Ku’damms in Höhe S-Bahnhof Halensee getötet worden.

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