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Berlin: Raser kollidiert mit Auto – ein Toter

35-Jähriger wurde in Schöneberg Opfer eines Betrunkenen. Dieser war auf der Flucht vor der Polizei

Rücksichtslos raste der junge Mann über die rote Ampel, auf der Flucht vor der Polizei. Mit voller Wucht rammte der schwere Mercedes den japanischen Kleinwagen, dieser schleuderte Dutzende Meter weiter gegen geparkte Autos und dann gegen eine Telefonzelle. Der 35-jährige Fahrer im Mazda war sofort tot. Eine Fußgängerin wurde durch umherfliegende Trümmerteile schwer verletzt. Aus dem Wrack des E-Klasse-Kombis befreite sich ein Mann, rannte weg. Dies geschah am Freitagabend eine halbe Stunde vor Mitternacht auf der Kreuzung Martin-Luther-Straße / Hohenstaufenstraße in Schöneberg.

Die Polizei war wenige Sekunden später am Unfallort, denn sie hatte den Mercedes bereits verfolgt. Minuten zuvor war dieser Mercedes bereits bei Rot über eine Ampel an der Nachodstraße geschossen – als eine Funkstreife gerade bei Grün in die Nachodstraße einbiegen wollte. Doch die Streife verlor den Wagen sofort aus den Augen, weil der Mercedes mit kreischenden Reifen auf der Nachodstraße wendete und zurück Richtung Kreuzberg raste. Offenbar hatte er das Polizeiauto bemerkt – obwohl die Beamten noch nicht einmal Blaulicht und Martinshorn eingeschaltet hatten. Einen Kilometer weiter krachte es. Der 35-Jährige im Mazda ist der siebte Verkehrstote in diesem Jahr in Berlin.

Am Sonnabend früh um 7.30 Uhr standen dann vier junge Leute, zwei Männer und zwei Frauen, im Foyer des Landeskriminalamtes am Tempelhofer Damm. Ein 24-Jähriger erklärte, dass sein Bekannter „in der Nacht einen schweren Unfall verursacht hat und sich stellen möchte“. Widerstrebend ließ er sich entlocken, dass der Unfall an der Martin-Luther-Straße war. Die Beamten wussten Bescheid. Der 25-Jährige schwieg zunächst, um 7.30 Uhr war er immer noch sturzbetrunken. Später am Tag gestand er dann, der Todesfahrer zu sein.

Die Polizei kannte ihn bereits. Erst fünf Tage zuvor hatten Beamte Levent U. bei einem Wohnungseinbruch festgenommen. Da er wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war und diese dreijährige Bewährungszeit noch nicht zu Ende ist, wurde Levent U. dem Haftrichter vorgeführt. Doch dieser sah keinen Grund, den Kreuzberger Türken in Untersuchungshaft zu stecken. Er erließ zwar einen Haftbefehl, „verschonte“ den 25-Jährigen aber davon. So nennen es Juristen, wenn man trotz Haftbefehls einfach nach Hause gehen darf.

Die Polizeiakte von Levent U. soll dem Vernehmen nach umfangreich sein. Einen Führerschein hat er nicht. Ob U. den Mercedes mit Erlaubnis fuhr, ist unklar. Das Wrack wurde sichergestellt, die Kriminaltechnik sicherte DNA-Spuren und Fingerabdrücke, um nachweisen zu können, dass Levent U. am Steuer saß.

Am Tag vor diesem tödlichen Unfall hatten Polizeipräsident Dieter Glietsch und der Chef der Verkehrspolizei bei der Vorstellung der Unfallbilanz 2006 die zunehmende Rücksichtlosigkeit im Straßenverkehr kritisiert – und in der Nacht zu Samstag eine stadtweite Großkontrolle durchgeführt. Das Ergebnis: Von 6200 kontrollierten Autofahrern waren 44 betrunken (Spitzenwert 1,86 Promille), zwölf standen unter Drogen, 28 hatten keinen Führerschein. 1000 Polizisten an 192 Kontrollstellen schrieben 1300 Anzeigen und kassierten 25 Führerscheine ein.

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