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Einsatz am Bahnsteig. Die Gefahr, im öffentlichen Nahverkehr zum Gewaltopfer zu werden, ist für Berliner Schüler besonders groß.

© dpa

Rassismusvorwurf: Kriminalitätsstudie in der Kritik

An der Studie wird auch Kritik geübt. Sie reproduziere „rassistische Denkstrukturen“, tadelte der Migrationsrat.

Die seit Langem geäußerte Kritik an den Befragungsmethoden des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) verstummte auch am Mittwoch nicht. Landeselternsprecher Günter Peiritsch wiederholte seine Befürchtung, die Anonymität der Befragten sei nicht gesichert. Zudem werde eine „Retraumatisierung“ von Gewaltopfern bei der Beantwortung des 30-seitigen Fragebogens riskiert, äußerten Peiritsch und der Migrationsrat Berlin-Brandenburg.

Gelächter war bei der Präsentation der Studie in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen zu hören, als die Autoren Christian Pfeiffer und Dirk Baier einen Zusammenhang zwischen der Religiosität der Schüler und ihrer Delinquenz herstellten. Ihre Ausführungen, wonach „katholische Schüler im Emsland“ wesentlich weniger gewaltbereit seien, weil sie als Ministranten und bei der Jugendarbeit der Kirche gut in das Gemeinwesen eingebunden seien, rief lautes Protestgemurmel hervor. In der Studie heißt es zu diesem Thema, dass „eher nicht religiöse Muslime zu 6,9 Prozent mindestens eine Straftat ausgeführt haben, eher religiöse Muslime zu 13,5 Prozent“. Für christliche Jugendliche sei der Zusammenhang aber „umgekehrt“.

Das KFN reproduziere „rassistische Denkstrukturen“, tadelte der Migrationsrat. Er beanstandete, dass die Schüler bei der Befragung „gezwungen werden, sich selbst in zwei Kategorien einzuteilen: In Deutsche und teilweise Nicht-Deutsche“. Das erinnere an das „Blut und Boden-Konzept alter Zeiten“. Wissenschaftlerinnen der Alice-Salomon-Fachhochschule widersprachen auch Pfeiffers Darstellung, wonach muslimische Jugendliche eher zu „Machoverhalten“ tendierten.

Auftraggeber des KFN war die Landeskommission gegen Gewalt. Ihr Vorsitzender, Innenstaatssekretär Thomas Härtel (SPD), wies die Kritik zurück. Es sei richtig, die „soziokulturellen Hintergründe“ zu betrachten. Prävention könne nur gelingen, „wenn man genau hinschaut“.

„Wir sind auf einem guten Weg“, kommentierte Bildungsstaatssekretärin Claudia Zinke (SPD) die Ergebnis der Studie. Ihre Ergebnisse unterstützten auch die aktuellen Bemühungen, stärker gegen das Schwänzen vorzugehen. sve

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