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Berlin: Raubmord nach neun Jahren aufgeklärt

Täter nach Routine-Abgleich von Fingerabdrücken per Computer überführt / Noch keine Spur im jüngsten Raubmord in Lichtenberg

Fast neun Jahre nach der Tat ist es der 7. Mordkommission jetzt gelungen, den Raubmord an dem 53-jährigen Peter Jacobi aufzuklären. Ein 31-Jähriger hat die Tat gestanden, er erhielt Haftbefehl. Auf die Spur des Täters führte ein routinemäßiger Abgleich eines „neuen“ Datensatzes Fingerabdrücke mit gespeicherten Abdrücken. Die neuen Abdrücke hatte der 31-Jährige abgeben müssen, weil er wegen eines Drogendeliktes erwischt worden war. Als der Spandauer vor wenigen Wochen erstmals seine Finger bei der Polizei auf einen Bogen Papier drücken musste, ahnte er wohl noch nicht, dass dies ihn wesentlich länger hinter Gitter bringen wird als der – geringfügige – Drogenbesitz. Aber die Ermittler der 7. Mordkommission hatten nach dem Fund der Leiche von Peter Jacobi am 10. Januar 1994 die Wohnung des Homosexuellen an der Kreuzberger Heimstraße mit extremer Genauigkeit auf Spuren untersucht. So wurden unter anderem Fingerabdrücke genommen. Dass sie erst jetzt zum Mörder führten, liegt daran, dass der Spandauer in den Jahren danach nicht mehr straffällig wurde.

Wegen der absolut sicheren Übereinstimmung hatten die Ermittler um Thomas Scherhant, der schon damals Leiter der 7. Mordkommission war, bei der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl beantragt. Am vergangenen Donnerstag wurde Michael H. in seiner Spandauer Wohnung festgenommen. Mit den Vorwürfen konfrontiert, gestand er die Erdrosselung von Peter Jacobi schnell. H. sagte aus, dass er den allein lebenden 53-Jährigen zufällig auf der Straße getroffen habe, danach sei es in der Wohnung des Opfers direkt am Marheinekeplatz zu sexuellen Kontakten gekommen. Später habe man sich gestritten – am Ende lag der seit längerem krank geschriebene Jacobi erdrosselt in der Wohnung. Der Täter raubte dann noch einige wenige Habseligkeiten seines Opfers und verließ das Eckhaus zur Bergmannstraße. Zwei Tage später fand ein Angehöriger die Leiche.

Die Kripo hatte den Täter damals im Strichermilieu vermutet, weil Jacobi sich häufiger Sexpartner in diesem Milieu suchte. Doch trotz 107 Hinweisen aus der Bevölkerung und 10 000 Mark Belohnung blieb der Fall ungeklärt. In der kleinen Wohnung waren von mehreren Männern die Fingerabdrücke gefunden worden, doch alle schieden als Täter aus. Übrig blieb nur ein Satz Fingerabdrücke – die von Michael H. Die Belohnung kann sich der Polizeipräsident nun sparen – eigentlich stünde sie dem Computer im Landeskriminalamt zu. Für Scherhant ist es das erste Mal, dass er einen Mord anhand der Fingerabdrücke klären konnte. „Das ist etwas erfreulich Neues“, sagte er gestern dem Tagesspiegel – in der jüngsten Vergangenheit hatten immer nur DNA-Tests spektakuläre Taten aufgeklärt.

Auf Fingerabdrücke hofft auch die 5. Mordkommission bei der Aufklärung des jüngsten Raubmordes. Wie in einem Teil der Ausgabe gestern berichtet, war am Dienstagnachmittag die Leiche des 40-jährigen Frank R. in seiner Wohnung an der Atzpodienstraße in Lichtenberg gefunden worden. Der Betreuer des alkoholkranken Epileptikers hatte zuvor Vermisstenanzeige erstattet. Da er einen Schlüssel zur Wohnung hatte, suchte er seinen Schützling am Nachmittag auf – und fand den Toten im Schlafzimmer. Frank R. wurde mit mehreren Stichen getötet, der Chef der 5. Mordkommission, Michael Hoffmann, geht von einem Raubmord aus. Der allein Lebende muss seinen Mörder in die Wohnung gelassen haben. „Er hatte viele Bekanntschaften, die Leute gingen dort ein und aus“, sagte Hoffmann.

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