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Rauchen: Feinstaubschleuder Wasserpfeife

Das Rauchen von Wasserpfeifen birgt nach Angaben des Berliner Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg höchste Gesundheitsrisiken. Vor allem die Feinstaubbelastung ist sehr hoch.

Berlin - Die örtliche Abteilung für Gesundheit, Soziales und Beschäftigung stellte eine eigene Studie zu Inhaltsstoffen und Auswirkungen der so genannten Shishas vor. Bundesweit erstmals erfasst wurde der bei dieser Art von Rauchen entstehende Feinstaub. Der Studie zufolge treten im Wasserpfeifen-Rauch besonders gefährliche Feinstaub-Partikel auf. "Deren Fasergröße bewegt sich im Nanobereich, einer Größenordnung, die sie in die letzten Winkel der Lunge vordringen lassen", erklärte Projektleiter Johannes Spatz. Zugleich lagerten sich diese Partikel an den Gefäßwänden an und sorgten für eine gefährlich veränderte Konsistenz des Blutes.

Messungen in speziellen Wasserpfeifen-Stuben des Bezirkes beziehungsweise in gesonderten Shisha-Räumen der orientalischen Restaurants hätten besorgniserregende Feinstaub-Werte ergeben. Danach betrug in diesen Lokalen die Feinstaub-Menge 780 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. "In Diskotheken liegt dagegen die Belastung bei durchschnittlich 600 Mikrogramm und in Bars bei 400 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft", berichtete Spatz. Die Ergebnisse der Studie will der studierte Arzt sowohl dem Bundestag als auch Mitgliedern des Berliner Abgeordnetenhauses zukommen lassen. "Diese Werte müssen bei der Diskussion um Rauchverbot in Gaststätten unbedingt einfließen", sagte er. Er mahnte an, reine Shisha-Lokale ab Herbst zu schließen.

Mangelnde Informationen auf Shisha-Tabak

Fehlende oder falsche Informationen zum Shisha-Rauchen bemängtelte Thomas Schulz vom Bundesinstitut für Risikobewertung bei der Vorstellung der Bezirks-Studie und einer aktualisierten "Gesundheitlichen Bewertung" seines Instituts aus dem Jahr 2005. "Dort fehlen Warnhinweise oft ganz. Aufdrucke, dass Shisha-Tabak null Prozent Teer enthält, sind falsch, da Teer erst beim Verbrennen entsteht". Laut Schulz würde in Shisha-Lokalen oft der Jugendschutz umgangen: "Das ist alarmierend. Denn die Nikotinkonzentration im Blut steigt beim Rauchen von Wasserpfeifen stärker als beim Zigarettenkonsum."

Hintergrund für die Feststellung ist ein zweiter Teil der Studie, der das Rauchverhalten von Berliner Jugendlichen betrachtet. Demnach rauchten nach Auswertung von 1147 Fragebögen bereits 31 Prozent aller 10- bis 16-Jährigen Schüler Wasserpfeife. Johannes Spatz: "Das ist eine neue Einstiegsdroge für Jugendliche. Shisha hat Suchtpotenzial". Zigaretten konsumierten dagegen "nur" 16 Prozent. (tso/ddp)

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