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Rauchverbot: Zigarettenfirmen bauen Raucherzimmer

Die Tabak-Konzerne wollen den Berliner Gastronomen helfen, die Auflagen für das Rauchverbot zu erfüllen. Die Nichtraucherlokale fürchten um ihre gesponserten Sonnenschirme.

Die Zigarettenhersteller reagieren auf das Rauchverbot – und wollen Gastronomen helfen, die Auflagen des neuen Gesetzes zu erfüllen. Das Unternehmen Reemtsma etwa plant, Kneipen und Clubs zu unterstützen, die Raucherzimmer einrichten wollen. Durch zusätzliches Geld und technisches Know-how sollen „Räume mit Lounge-Charakter“ entstehen, sagt Unternehmenssprecher Sebastian Blohm.

Die Vorbereitungen dafür liefen bereits seit dem vergangenen Jahr. Es hätten sich zahlreiche Gastwirte gemeldet, „die die Marke gut finden und kooperieren möchten“. Die Kriterien, nach denen solche Wünsche bewertet werden, will Blohm aber nicht nennen. Insgesamt handele es sich um „wenige hundert Betriebe in ganz Deutschland“, die von Reemtsmas Engagement profitieren könnten.

Auch British American Tobacco, die unter anderem die Marken Gauloises, Lucky Strike und HB vertreibt, plant ähnliche Aktivitäten. Vertreter des Unternehmens berieten etwa mit der Managerin der Kreuzberger Diskothek 103 über „Ausweichmöglichkeiten“ für Raucher. Angedacht ist eine abgetrennte Lounge. Bis Januar dieses Jahres standen im Club Aschenbecher der Marke Lucky Strike. „Die Not kommt Mitte des Jahres“, sagt die Managerin des 103. Dann müssen Raucher in rauchfreien Lokalen Strafe zahlen.

„Wir konzentrieren uns natürlich auf die Betriebe, die etwas für unsere Konsumenten tun“, sagt Reemtsma-Sprecher Blohm. Derzeit würden deshalb alle bestehenden Kooperationen geprüft und an die veränderten Bedingungen angepasst – also eventuell auch gekündigt.

Bisher haben Kneipen und Restaurants von den Konzernen etwa Aschenbecher und Tabletts kostenlos bekommen und werben per Aufdruck für ihre Sponsoren. Dieses Engagement lohnt sich aber in reinen Nichtraucherlokalen kaum, heißt es in der Branche.

Derzeit wissen die meisten Gastronomen nicht, ob sie auch künftig gesponserte Sonnenschirme und Aschenbecher erhalten. Gespräche habe es bislang noch nicht gegeben, sagen verschiedene Wirte, die nicht namentlich genannt werden möchten. Die Zigarettenhersteller äußerten sich dazu nicht.

Welche Auswirkungen das Rauchverbot für die Aufsteller von Zigarettenautomaten hat, ist unklar. Schon seit Ende 2006 – bevor die Altersprüfung eingeführt wurde – ging die Zahl der Geräte in deutschen Kneipen von 800 000 auf 500 000 zurück. Burkhard Armborst, Sprecher der Firma Tobaccoland, die rund 11 000 Automaten in Berlin und Brandenburg beliefert, sagt: Weniger sollen es in Zukunft nicht werden.cko/knyp

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