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Berlin: Rauschende Rollen

8098 Skater aus 48 Ländern gehen heute ins Rennen – auch der beste Berliner von 2004. Womit er sich fit macht? Enrico Würfel nimmt Zucker

Morgens um neun wird er sein Müsli löffeln. Knuspermüsli, dieses ungesunde mit viel Zucker. Es muss ja auch schmecken, sagt Enrico Würfel. Ich verbrenne so viele Kalorien, da muss ich nicht auf so was achten. Dann wird er seine Inlineskates ölen, die Schiene nachziehen. Und heute um 16 Uhr an der Straße des 17.Juni an den Start gehen.

Enrico ist der schnellste Skater dieser Stadt. Vergangenes Jahr hat er beim Marathon der Skater die beste Berliner Zeit gefahren. Trotzdem wird er heute vor dem Start nervös sein. Wird irgendwann mittags mit der BVG aus seiner Wohngemeinschaft in Prenzlauer Berg zur Siegessäule fahren, die Rollen im Rucksack. Wird dort seine Gruppe treffen, das „Vero Skate Team“. Er wird am Auto eines Freundes lehnen, aus den Jeans steigen und sich das hautenge, pinkfarbene Skateoutfit überziehen. Der Puls, vermutet er, wird steigen, noch bevor er einen einzigen Gleitschritt gemacht hat. Er wird an die Zeit denken: eine Stunde null sechs. Das ist sein bestes Ergebnis, vom Mai im friesischen Jever. Heute will er diese Zeit unterbieten.

Enrico Würfel ist einer von 8098 Skatern aus 48 Ländern, die heute durch die Stadt rollen werden. „Berlin ist der Saisonhöhepunkt weltweit“, sagt der 25-Jährige. Hierher kämen mehr der besten Skater als etwa zur Weltmeisterschaft in China im August dieses Jahres. Denn: „In Berlin fühlt man sich nicht nur als Anhängsel eines Laufwettbewerbs“, sagt er.

Er trainiert fünfmal die Woche, im Winter mit dem Fahrrad, auf Eislaufschuhen oder im Fitnesscenter. Im Sommer steht er hunderte von Kilometern auf seinen einspurigen Rollschuhen. An manchen Tagen vor und nach seinem Job als Systemadministrator. Sein Ziel ist es, unter die ersten Fünfzig kommen.

Für andere zählt eher der olympische Gedanke: Mitfahren sei das Wichtigste, so sieht das Susanne Jürgens-Kiesling. Die 42-jährige Ergotherapeutin fährt schon im dritten Jahr von Münster in Nordrhein-Westfalen zum Berliner Marathon. „Diese Atmosphäre atmen, die Aufbruchsstimmung mitbekommen, das ist toll“, sagt sie. Es sei faszinierend, unter so vielen Menschen zu sein, die alle nur dahinrauschen wollen. Das begeisterte wohl auch die 200000 Zuschauer im vergangenen Jahr. Weil das Rennen diesmal wieder nachmittags und nicht schon, wie im Jahr zuvor, um 10 Uhr morgens startet, hofft der Veranstalter, die SCC Running GmbH, dass noch mehr Berliner zuschauen können. Wer es auch noch spannend haben will: Der Hermannplatz ist knifflig. Dort sei die Kehre so eng, sagt Enrico Würfel, dass schon mal ein Fahrer aus der Kurve fliegt. (siehe auch Seite 20)

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