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Berlin: Rauschgifthandel: Familienbande: Drogendeal im großen Stil

Die Berliner Polizei hat am Dienstag eine große Rauschgift-Schmuggler-Bande zerschlagen. 550 Beamte nahmen bei 65 Wohnungsdurchsuchungen 31 Personen fest; gegen 16 wurden Haftbefehle erlassen.

Die Berliner Polizei hat am Dienstag eine große Rauschgift-Schmuggler-Bande zerschlagen. 550 Beamte nahmen bei 65 Wohnungsdurchsuchungen 31 Personen fest; gegen 16 wurden Haftbefehle erlassen. Die 50-köpfige Bande soll seit 20 Jahren Cannabis geschmuggelt haben - wie viel genau, ist offen. Polizeipräsident Hagen Saberschinsky beschrieb die Größenordnung gestern so: Allein von 1996 bis 2000 kaufte die Bande für 33 Millionen Mark in Holland fünf Tonnen Haschisch - die wurden dann in Berlin mit gigantischem Gewinn verkauft. Was davor passierte und wie das Rauschgift in Berlin verteilt wurde, liegt noch im Dunkeln.

Der Kern der Bande setzte sich aus zwölf Mitgliedern von vier Berliner Familien zusammen, verstärkt durch sechs langjährige Freunde. "Die waren äußerst konspirativ und diszipliniert", sagte Saberschinsky gestern - und haben sich "nicht durch einen aufwendigen Lebensstil verraten". Auffällig sei auch, dass es innerhalb dieses Kerns keinerlei Hierarchie gegeben habe: "Die haben sich vertraut", sagte der Polizeipräsident - und abends einen Joint angezündet. Die Gewinne wurden in Immobilien und Lebensversicherungen investiert, allein am Dienstag wurden Policen im Wert von 650 000 Mark beschlagnahmt. "Wir werden in erheblichem Umfang weitere Werte abschöpfen", sagte Oberstaatsanwalt Ulf-Hartwig Hagemann. Bei der Razzia wurden 31 Berliner im Alter von 24 bis 61 Jahren, darunter fünf Frauen, festgenommen. 15 von ihnen wurden nach der Vernehmung freigelassen.

Der Bande reichten die Millionengewinne aus dem Import nicht. In mindestens zwei hochtechnisierten Plantagen in Neukölln und Wandlitz wurde Cannabis selbst angebaut - die Pflanzen hatten durch perfekte Pflege einen weit höheren Wirkstoff-Gehalt als beim Anbau in freier Natur, sie ergaben also hochwertigen Stoff. Das war quasi eine Zusatzeinnahme, sagte der Polizeipräsident. Gebaut wurden die Anlagen von Baufirmen, die die Bande zur Tarnung und Geldwäsche betrieb. Das Neuköllner Treibhaus war schon im April diesen Jahres von der Polizei entdeckt worden. Bis die Polizei gestern ihren Erfolg präsentieren konnte, mussten einige Puzzlestücke zusammengesetzt werde. Begonnen hatten die Ermittlungen im Juli 1999 an der holländischen Grenze: Eine Bank hatte Anzeige wegen Geldwäsche erstattet, nachdem ein Holländer und zwei Deutsche innerhalb von zweieinhalb Jahren 18 Millionen Mark in Gulden getauscht hatten; im Oktober 1999 gab es eine zweite Anzeige einer Berliner Wechselstube, bei der 1,5 Millionen Mark getauscht wurden - und zwar von denselben Personen. Das zweite Puzzlestück: Am 7. März 2000 erwischte der Zoll in Berlin einen 44-Jährigen, der in einem präparierten Auto 40 Kilo Marihuana versteckt hatte. Der Mann gestand elf Touren von Holland nach Berlin mit 250 Kilo Rauschgift. Er brach sein Schweigen und belastete zwei Männer - die beiden bekannten Geldwäscher. Sie wurden im Vorjahr zu hohen Strafen verurteilt. Ab diesem Zeitpunkt ahnte die Polizei die Dimension und ermittelte im Geheimen weiter. Aber auch die Bande machte weiter, obwohl zwei Männer aufgeflogen waren. Die Kaltblütigkeit sei "äußerst ungewöhnlich". Das Ende der Bande wird "deutliche Auswirkungen auf den Markt haben", sagte Saberschinsky - der Preis fürs Gramm Haschisch wird teurer.

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