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Berlin: Razzia bei Rockertruppe „Bandidos“

Polizei fuhr zur Tarnung im BVG-Bus vor und nahm Bandenmitglieder in Pankow fest

Ein Dutzend Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) mit Schutzmasken und Waffen steigen aus einem BVGBus und stürmen die Vereinsräume eines Rockerclubs: Die Polizei hat gestern Abend in Pankow einen Großeinsatz gestartet. Die Beamten untersuchten Räume der Motorradgruppe „Bandidos“ in der Provinzstraße. Die Verdachtsmomente gegen die Biker: Waffenbesitz, Waffenhandel, Drogenbesitz, Prostitution. Zu der ungewöhnlichen Anfahrt zum Einsatzort sagte SEK-Chef Martin Textor dem Tagesspiegel gestern Abend: „Wir wollten ungesehen zum Vereinshaus kommen. Zur Not fahren wir auch U-Bahn.“ In der Nacht gab es anschließend einen zweiten Einsatz, diesmal in Heiligensee: Die Wohnung von einem der drei bei der Razzia festgenommen Biker wurde untersucht.

Zu der Razzia im Rockermillieu war von der Polizeipressestelle am Abend nichts zu erfahren, dort war nur von einem Einsatz der Polizei in Pankow die Rede. Aus ermittlungstaktischen Gründen müsse man sich bedeckt halten. Nach Tagesspiegel-Informationen handelte es sich um einen sehr kurzfristig geplanten Einsatz.

In Pankow fuhr der BVG-Bus gegen 19.30 Uhr an der Provinzstraße 16-17 vor. Doch statt ziviler Fahrgäste stiegen Polizisten aus. Die maskierten und bewaffneten Mitglieder eines Berliner SEK-Kommandos stürmten den „Bandido“-Club. Drei Personen wurden festgenommen. Verletzt wurde offenbar niemand. Wie die Feuerwehr auf Nachfrage mitteilte, war sie nicht in die Provinzstraße gerufen worden, um dort verletzte Personen zu versorgen. Dennoch gab es am Einsatzort nahe einem S-Bahngelände einige Aufregung. Neben dem Spezialeinsatzkommando waren auch Beamte des mobilen Einsatzkommandos unterwegs.

Ein Teil der Polizisten fuhr in der Nacht dann weiter nach Heiligensee, zu den „Baumbergen“ zwischen Spandauer und Tegeler Forst. Dort kontrollierten sie die Wohnung eines Festgenommenen am Elchdamm Ecke Sandhauser Straße. Ob und wie viele Waffen oder Drogen gestern sichergestellt wurden, war in der Nacht zu heute nicht zu erfahren.

Die „Bandidos“ waren vor einigen Jahren in die Schlagzeilen geraten, als sie sich mit den „Hells Angels“ in Skandinavien regelrechte Schlachten lieferten – mit Panzerfäusten, Maschinenpistolen und Granaten. In Dänemark dauerten die Kämpfe, in deren Verlauf elf Menschen starben, über ein Jahr. Im September 2003 wurde ein „Bandido“ in Italien erschossen, Wie das Bundesinnenministerium bereits mitteilte, seien beide Rockerbanden nach Polizeierkenntnissen maßgeblich am Rauschgifthandel in Europa beteiligt. Jörn Hasselmann/Annette Kögel

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