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Berlin: RBB schasst Abendschau-Moderator Streit zwischen Führung und Mitarbeitern eskaliert.

Abgeordnete wollen Konflikt im Rundfunkrat klären

Im Rundfunk BerlinBrandenburg (RBB) ist ein seit langem schwelender Konflikt zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern eskaliert. „Abendschau“-Moderator Jan Lerch wurde jetzt mitgeteilt, dass er ab Januar nicht mehr moderieren darf. Beschäftigtenvertreter und die Gewerkschaft Verdi werten das als Abstrafung dafür, dass sich der 38-Jährige seit langem für die Rechte der freien Mitarbeiter des RBB eingesetzt hat, zuletzt als Freienvertreter im Redakteursausschuss. Regelmäßig tätige freie Mitarbeiter stellen beim RBB etwa die Hälfte des Personals. Wie bei anderen Medien gehören sie auch in der „Abendschau“ zum Team, allerdings mit geringeren arbeitsrechtlichen Sicherheiten und ohne dauerhafte Beschäftigungsverträge.

Im Jahr 2003 hatten sich die freien Mitarbeiter des RBB zur „RBB Pro“-Bewegung formiert. Hintergrund des seit Jahren schwelenden Streits zwischen Geschäftsführung und freien Mitarbeitern ist eine Regelung, der zufolge nach sechs Jahren alle freien Mitarbeiter für ein halbes Jahr nicht vom Sender beschäftigt werden. Einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung nach dieser Zwangspause gibt es allerdings nicht. Der RBB will so arbeitsrechtliche Klagen auf Festanstellung verhindern und auch unbequeme Mitarbeiter los werden, sagen Kritiker.

Vor kurzem hat die RBB-Pro-Bewegung die freien Mitarbeiter zu einer Versammlung eingeladen. Diese Einladung war auf der Rückseite einer mit „Satire“ gekennzeichneten Postkarte vermerkt. Sie zeigt RBB-Intendantin Dagmar Reim mit der Zeile „Die Königinmutter des RBB“ und einer fiktiven Dienstanweisung, die freien Mitarbeiter „so über den Tisch zu ziehen, dass diese die Reibungshitze als Nestwärme empfinden“. Feste und freie Mitarbeiter sagten gestern, dass die Karte als „ironische Kommentierung“ zu erkennen gewesen sei.

Am vergangenen Mittwoch eskalierte der Streit zwischen RBB-Pro und der Geschäftsführung des RBB. Auf einer Vollversammlung kam es zwischen Jan Lerch und dem Chefredakteur von Antenne Brandenburg, Christoph Singelnstein, zu einem Wortwechsel, in dessen Verlauf sich nach Berichten von Mitarbeitern beide Seiten im Ton vergriffen. Nach einer Äußerung von Singelnstein – so erinnern sich Teilnehmer – sagte Lerch, er könne sich nicht vorstellten, dass Singelnstein mal der DDR-Opposition angehörte. Daraufhin habe Singelnstein erwidert: „Und Sie hätten gut einen FDJ-Sekretär abgegeben.“

Als offizielle Begründung für das Ende seiner Beschäftigung wurde Lerch nach eigenem Bekunden von Fernseh-Chefredakteurin Petra Lidschreiber vorgehalten, er sei illoyal gewesen und habe Dritten gegenüber schlecht über den RBB geredet. Lidschreiber selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Unternehmenssprecher Ulrich Anschütz sagte, Lerchs Vertrag werde aus „unternehmensinternen Gründen“ nicht verlängert. Es sei „bestimmt nicht der Grund, dass Herr Lerch gewählter Vertreter der Freien Mitarbeiter im Redakteursausschuss ist“. Der Sprecher erklärte, Lerch sei nicht entlassen worden. Man habe ihm angeboten, als freier Autor weiterzuarbeiten. Aber nicht als Moderator.

Entsetzt reagierten Landespolitiker auf die Eskalation. Das Vorgehen gegenüber Lerch sei ein „Offenbarungseid der RBB-Geschäftsleitung“, sagte die CDU- Medienpolitikerin Monika Grütters. „Es ist bitter, wenn jemand dafür bestraft wird, dass er für Mitarbeiterinteressen eintritt.“ Der SPD-Abgeordnete Frank Zimmermann (SPD) kündigte an, den Vorfall bei der nächsten Rundfunkratssitzung am 13. Dezember zu besprechen.

Die „Abendschau“-Redaktion appellierte an Petra Lidschreiber, die Entscheidung rückgängig zu machen und einen externen Vermittler einzuschalten. Jan Lerch selbst bereitete sich gestern Nachmittag auf seine Moderation der „Abendschau“ am selben Tag vor. lvt, sib, suz, za

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